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KINDERZIMMER 4.0

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In den Weihnachtsferien haben wir Fannys Kinderzimmer umgeräumt. Sie hatte sich einen Schreibtisch gewünscht, einen richtigen, für Vierjährige, und ein Kuschelbett mit Kissen und Beschützertieren, die doofe Träume verscheuchen. Also haben wir ein bisschen umgeräumt. Verrückt, wie ein Zimmer sich verändert, wenn man einfach umstellt – das Bett vor das Fenster und die (leider nicht sonderlich genutzte) Kuschelecke aus dem Wohnzimmer zurück ins Kinderzimmer (denn die taugt ja auch prima als Tisch). Über den neuen Schreibtisch haben wir ihre gesammelten Tierpostkarten gehängt. Dazu Steffis Kupferkonfetti und die Papierkranich-Girlande, die ich ihr aus Amsterdam mitgebracht habe. Die bunte Quasten-Girlande hängt schon seit ihrem Geburtstag dort. Über das Bett haben wir das Superhero-Poster gehängt, das der Weihnachtsmann gebracht hat, und die Waben-Tiere von meiner Schwester vom Nikolaus. Neu eingezogen sind das ABC-Poster neben dem Schreibtisch, eine zweite Banktruhe ohne Schublade als Schreibtisch, ein Punkte-Teppich, zwei Pappkisten und ein Herzpflänzchen. So sieht das jetzt aus, das Kinderzimmer 4.0.



1) Rote Quastengirlande von Partyerie.
2) Papierkranich-Girlande "Cara Flags" von Atelier Sukha.
3) Muster-Kissen "Cojín Averell Zig Zag Rosa" von Nobodinoz, erhältlich bei Grand Revival.
4) Karte "Hundi" Child Art von Philuko.
5) Karte "Wau" Child Art von Philuko.
6) Kasten "Kvittra" von Ikea.
7) ABC-Poster "ABConfetti" von Held&Lykke.
8) Mini Willa-Superhero-Poster von Nordliebe.
9) Kupferkonfetti von Ohhh...Mhhh....
10) Sternchen-Kissen "Cojin Estrella" von Nobodinoz, erhältlich bei Grand Revival.

Fotos: Partyerie (1), Atelier Sukha (2), © Nobodinoz (3+10), Philuko (4+5), © Inter IKEA Systems B.V. 2015 (6), Held&Lykke (7), Nordliebe (8), Ohhh...Mhhh... (9).


JANUAR 2015

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Der Januar war launisch, ich war es auch. (Gestern schrieb jemand „der Januar ist der Montag unter den Monaten”, das trifft es gut). Am Ende haben wir beide aber noch gut die Kurve gekriegt, weil das Raussteigern funktioniert hat, weil es ja manchmal schon hilft, die Mäh-Momente als Mäh-Momente zu sehen, weil die halbguten Tage wach für die guten machen und weil da überhaupt sehr viele schöne Momente waren – mehr als ich mir eingeredet habe. (Doro hat Anfang des Jahres diesen Kalender entworfen, in dem man gute Tage grün markiert und schlechte Tage rot – eine Farbe für Geht-so-Tage gibt es ganz bewusst nicht. Ich habe mir diesen Kalender ausgedruckt, vorne in meinen Kalender geklebt und finde ihn sehr heilsam, denn der Januar war am Ende bemerkenswert grün). Grünmacher:


Schwanensee. Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt im Ballett gewesen bin, ich glaube als Kind. Als Marlene mich fragte, ob ich Lust hätte, mir mit ihr „Schwanensee” anzusehen, fand ich vor allem die Vorstellung schön, einen aufgebrezelten Abend zu zweit zu verbringen. Dann saß ich im Dunkeln und sah zum allerersten Mal Polina Semionova und war irgendwo, nicht mehr im zweiten Rang der Deutschen Oper, weggetragen. Ich habe nicht die geringste Ahnung vom Tanzen, aber der Zauber funktioniert glücklicherweise auch ohne jedes Wissen. Wie ist es möglich, gleichzeitig so viel Kraft und Leichtigkeit zu besitzen, so viel Ausstrahlung, wie schafft man es, nur mit seinem Körper eine Geschichte zu erzählen, wort- aber eben nicht sprachlos? Aber diese Frau und all die anderen Tänzer, die konnten das. (Hier kann man sich eine Dokumentation über Polina Semionova ansehen, danke für den Link, Marlene!).

Mittagessen. Richtige Mittagspausen mache ich viel zu selten. Dabei tut es so gut, zwischendurch raus zu gehen, weg vom eigenen Schreibtisch, auf eine richtig gute Folienkartoffel bei Joris und einen Schnack mit Freundinnen. (Das nächste Mal probiere ich auch die Variante mit Avocado, die sich Elisabeth bestellt hat...).



Das Zitronenbäumchen, mit dem die beiden letzte Woche aus der Kita kamen. Fanny und ich hatten es beim Blumenhändler schon ein paar Mal bewundert, dann stand es als Überraschung plötzlich auf unserem Küchentisch. Wir haben sogar schon geerntet. Auch gut: Gelbe Tulpen und blauer Himmel. Viel gab´s davon nicht diesen Monat, aber vorgestern Morgen war da plötzlich hellblauer Himmel, ein Himmelblau wie vom Himmel eines Kinderbildes, eine erste Ahnung von Frühling.


Ein Samstagsbummel mit Fanny, nur wir beide, in ihrem Portemonnaie das Weihnachtsgeld von Omi und Opi, das sie in einen Mini-Pappflughafen von Tiny investiert hat. Wie stolz sie war. Wie schön das war.





Der Glückskeks vom ersten Januar: "Kaufe nächste Woche ein neues Paar Schuhe". Ich hab mich dann doch lieber für eine neue Zuckerdose entschieden.

Der Februar beginnt mit Plänen im Kopf. Schon seit Wochen will ich Fanny ein Buch mit Fotos von unseren Reisen machen. Auf „Kleine Prints” kann man nämlich Kinderfotobücher mit extradicken, abgerundeten Seiten machen – zum Beispiel mit allen Mitgliedern der Familie. Mit Kinderkunst. Oder eben mit Reisebildern. Was für eine schöne Idee. Ins Kino möchte ich auch mal wieder, „Birdman” gucken. Und mich durch „Hand Make Baking” backen.

Und euer Januar? Eher grün oder rot?

EINEN TEE?

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Eigentlich trinke ich Kaffee. Dass Tee bei mir wieder eine Chance bekommt, hat mit der Entdeckung von Paper & Tea zu tun, die vor einer Weile auch einen Laden in Mitte eröffnet haben – einen Laden, den ich so mochte, dass ich mir gleich zwei kleine Beutel Tee mitgenommen habe: "Top of the Day", ein Kräutertee mit Apfelstücken, Hibiskusblüten, Pfefferminzblättern, Zitronengras und Rosenblütenblättern und "Very Berry", ein Kräutertee mit Apfelstücken, Hagebuttenschalen, Holunderbeeren, Heidelbeeren, roten Johannisbeeren, Brombeerblättern, Malve und Brombeeren. (Ich bin ja so leicht rumzukriegen von schönem Produktdesign, in diesem Fall habe ich das aber keine Minute bereut, ich mag sie beide und genieße das Teetrinken). Damit ihr auch mal probieren könnt, verlose ich heute das Geschenkset "Earl´s Court"– mit einer Dose "Golden Earl", einer Dose "White Earl"-Tee, einem Bambuslöffel und einer "You drink coffee, I drink tea, my dear"-Tote, wenn ihr bis zum 11. Februar um 20 Uhr einen Kommentar hinterlasst (bitte ohne E-Email-Adresse, nur mit einem Namen). Viel Glück!




P & T Mitte, Alte Schönhauser Str. 50, 10119 Berlin, Mo-Sa 11–20 Uhr,
P & T Concept Store, Bleibtreustr. 4, 10623 Berlin, Mo-Sa 11–20 Uhr.

Fotos: P & T (2-4).

FRAGEN #22 – #26

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Ein paar Fragen. Auch ein paar Antworten.

# 22. Hast du einen Glücksbringer?
Sogar mehrere, weil ich furchtbar abergläubisch bin: zwei winzige weiße Schweine aus Ton mit goldenen Hosen, die ich mitnehme, wenn ich ein bisschen Glück gebrauchen kann. Mein Infinity-Armband von Alexa. Mein HSV-Schal, den Ivica Olic unterschrieben hat, ich ziehe ihn nur zu ganz besonderen Anlässen an. Und: die Kette, die er mir zur Geburt von Fanny geschenkt hat, ich lege sie nie ab.

# 23. Was geht dir extrem auf die Nerven, was bringt dich zur Weißglut, was lässt dich deine guten Manieren vergessen, was erfüllt dich mit Rachefantasien, was führt dir vor, dass du auch nur ein Mensch bist, der anderen Menschen Mundgeruch und Fußpilz wünscht, was treibt dich in den Wahnsinn, aber so richtig, was hältst du, verdammt nochmal, einfach nicht mehr aus?
DHL.

# 24. Das Schönste, das du je gefunden hast?
Ein Schweizer Taschenmesser auf dem Nachhauseweg von der Schule, als ich acht war. Es war so schön rot, so cool und verboten – bald wusste ich auch, warum: Als ich es zu Hause endlich aufgeklappt habe, ist die eingerostete Klinge zurückgesprungen. Blöderweise war mein Zeigefinger dazwischen. 

# 25. Auf deinem Schreibtisch?
Eine Metallkiste mit all dem Krimskrams, den ich bei der Arbeit so brauche, mit Stiften und Textmarkern, Post-its und Briefumschlägen. Eine alte Schreibtischlampe, die ich mir gekauft habe, als ich zum ersten Mal in Berlin gewohnt habe. Das Believe-in-your-fucking-self-Poster. Die Küssenden von Anoushka Matus. Eine Duftkerze. Ein Weckglas mit süßer Lakritze. Steine, die mein Papa für mich am dänischen Strand gesammelt hat. Ein Stapel Zeitschriften. Eine Vase mit Kirschzweigen. Handcreme. Lipbalm. Passfotos von Fanny und ihm. Eine Zuckerdose mit meinem Schmuck. Ein paar Lieblingsbriefe und Karten. Mein Kalender.

# 26. Das Beste zuerst – oder zum Schluss?
Immer zum Schluss.

LIEBLINGSKOSMETIK (UND EIN PAAR BEAUTYBLOGS)

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Es gibt Dinge, die wird er nie verstehen. Die Notwendigkeit von Duftkerzen, Lakritzvorräten und deutschem Hip Hop zum Beispiel. Mein manisches Seriengucken. Mein Talent, mir Blödkram zu merken (über Tage, Wochen und Monate hinweg – er ärgert sich im Gegensatz zu mir kurz und energisch und ich verstehe, dass er das nicht versteht). Mein Talent, gegen jede Kante zu rennen, die da nicht im Weg steht (das verstehe ich allerdings selbst nicht). Noch etwas, das er so gar nicht versteht, ist meine Kosmetikliebe. Er versteht nicht, wie man sich darüber freuen kann, das total richtige Nagellack-Dunkelrot gefunden zu haben. Er versteht nicht, warum ich mir gerne Youtube-Videos reinziehe, in denen Frauen erzählen, welche Mascara jetzt aber wirklich der Hit ist. Er versteht nicht, dass ich mir von meinen Eltern zu Weihnachten eine Peelingmaske wünsche. Und er versteht nicht, was all dieser Kram im Badezimmer ist. Aber wie sagte eine Freundin das mal so schön trocken: Liebe ist, wenn du nicht immer alles verstehen musst. Hier sind ein paar Beauty-Lieblinge aus den letzten Monaten.

* Auf das „Hydrating Serum” der schwedischen Naturkosmetikfirma Luxsit hat mich Marlene gebracht. Marlene hat nämlich wirklich eine Knallerhaut. Die verdankt sie (sagt sie) auch diesem Serum. Klar, dass ich das ausprobiert habe, und was soll ich sagen: Dieses erstaunliche Serum ist seinen erstaunlichen Preis wert, denn es macht die Haut mit Himbeersamenöl, Mandelkernöl, Avocadoöl, Arganöl, Vitamin A und E beeindruckend prall. Weil die Konsistenz sehr ölig ist, benutze ich es nur abends wie ein Gesichtsöl. Da genügen ein, zwei Tropfen, weshalb dieses Fläschchen viele Monate hält.

* Noch ein Volltreffer-Freundinnen-Tipp: der „Foundation Primer Hydrating” von Laura Mercier, den mir Steffi empfohlen hat, als ich sie fragte, ob sie die letzten drei Wochen auf den Malediven verbracht hat. Steffi hatte nämlich die Art Leuchten im Gesicht, die man sich eigentlich nicht aufschminken kann. Das hatte wahrscheinlich nicht bloß mit diesem Primer, sondern einfach mit Steffi zu tun, aber in der Woche darauf bin ich trotzdem losgefahren, um mir dieses Leuchten auch mal auftragen zu lassen. Ich habe nie vorher einen Primer benutzt und bin beim Schminken eher der Fünf-Minuten-Typ, aber Himmel, dieses Zeug ist gut. Ich benutze es nicht jeden Tag, aber wenn ich ein bisschen Leuchten gebrauchen kann.

* Bizarrer Name, unsexy Verpackung, aber der „Instant Anti-Age Effekt – Der Löscher”-Concealer von Maybelline wirkt wie ein Radiergummi gegen Augenringe. Das Auftragen mit dem Schwämmchen ist unkompliziert. Und weil die Konsistenz bei ordentlicher Deckkraft überraschend leicht ist, setzt er sich auch nicht in den Augenfältchen ab.

* Das „Vinossource Feuchtigkeitsspendendes SOS Serum” von Caudalie benutze ich nun schon den zweiten Winter und bin immer noch begeistert. Es verhindert nämlich – so wirkungsvoll wie nichts anderes, das ich bislang ausprobiert habe – trockene, zickige Winterhaut. Ein Tropfen morgens und abends genügt, um die Haut den ganzen Tag mit Feuchtigkeit zu versorgen. Ergebnis: Meine Haut spannt nicht mehr und die trockenen Stellen sind auch verschwunden.

* "Bordeaux" von Essie ist für mich das total richtige Dunkelrot.

* Die perfekte Mascara suche ich immer noch, aber mit der „Volum´ Express Falsche Wimpern Mascara Waterproof” von Maybelline kann ich gerade sehr gut leben. Mit der gebogenen Bürste fällt mir das Auftragen leichter, sie gibt einen guten Schwung, schönes Volumen und verwischt nicht.

* Die Chubby Sticks von Clinique habe ich mal sehr gemocht und dann aus irgendeinem Grund vergessen – wahrscheinlich weil ich meinen Lieblingsstift verloren habe. Als ich am Amsterdamer Flughafen noch ein bisschen Zeit übrig hatte, habe ich die „Chubby Stick Baby Tint Moisturizing Lip Colour” in „Poppin Poppy” ausprobiert. Und die alte Liebe war gleich wieder da: Der Stift ist herrlich einfach zu benutzen (auch unterwegs), gibt Glanz, viel Feuchtigkeit (eher wie ein Lipbalm) und ein zartes Rosé auf die Lippen, das sehr frisch aussieht.

* Und schließlich: Die „Flash Rinse 1 Minute Facial" von REN. Ein Geschenk, über das ich mich riesig gefreut habe, nachdem ich diese Maske getestet hatte und fabelhaft fand. Nach einminütigem Einwirken sieht die Haut nämlich sofort glatter und frischer aus. Das kann ich gerade im Winter gut gebrauchen. Mal sehen, ob die Liebe so groß ist, dass ich sie mir bei diesem Preis noch einmal nachkaufe.

Und noch ein paar Beauty-Blogs und -Rubriken, die ich gerade gerne lese:

* Genuine Glow
* Lipstick with some Sunshine
* A Litte Opulent // Beauty
* A Cup of Jo: "My Beauty Uniform"
* Beautypedia

Was gefällt euch denn gerade? Habt ihr neue Entdeckungen, alte Winterlieblinge oder Blogempfehlungen? Eine gute Woche!


FANNYS KOCHBUCH

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Vor drei Wochen wollte ich mit Fanny ein Fotobuch mit unseren Reisebildern machen, aber Fanny hatte keine Lust, ein Reisebuch zu machen. Fotos rauszusuchen fand sie langweilig, sie wollte lieber etwas malen. Essen. Ein Kochbuch, ihr eigenes. Ich durfte nicht gucken, wirklich nicht, und auch nicht schummeln. Nach einer Weile zeigte sie mir ihre Bilder, lauter Bilder von ihrem Lieblingsessen: Pizza, Zimtschnecken, Blaubeerpfannkuchen. Ich gab ihr einen Kuss und lachte und schluckte (ich weiß, es sind nur Kringel, aber eben ihre Kringel, und ich mag so sehr, wie sie Essen mag, wie sie sich freut, wenn ich sie frage, ob wir Zimtschnecken machen wollen, mit welchem Schwung sie sich den Hocker an den Küchentresen schiebt, den braunen Zucker auf den Blätterteig streut und dann festklopft, bis der Teig Löcher bekommt, und wie sie die Zimtschneckenstückchen dann ganz vorsichtig in die Auflaufform legt, als wären sie echt und könnten sich erschrecken, ich hoffe, sie hat noch lange Lust dazu). Abends habe ich ihre Bilder eingescannt und in nicht einmal einer halben Stunde ein Buch daraus gemacht – das geht nämlich wirklich einfach auf einer Seite namens "Kleine Prints".

"Kleine Prints" hat sich Grafikerin Eva Malawska ausgedacht, als sie ein Fotobuch für ihre Tochter Lotta machen wollte und nichts fand, was ihr gefiel (und recht hat sie – es gibt Fotobücher für die Großen, aber keine für die Kleinen – zumindest keine, die ich kenne – obwohl die Fotos ja ganz genauso lieben). Netterweise hat sich die Hamburgerin dann einfach eines ausgedacht: speziell für Kinder, aus dickem Papier, das etwas aushält, 14 mal 14 Zentimeter groß, mit abgerundeten Kanten. Der Prototyp zeigte auf 26 Seiten Lottas Welt: die Familie, Freunde, Lottas Puppe. Ein Fotobuch mit den liebsten Menschen und Dingen, eine schöne Idee. Und eine, die man problemlos abwandeln kann: in ein Kochbuch. Oder in ein Buch mit Kinderkunst – wie Julia es hier zeigt. Und weil wir so mögen, was zehn Tage später bei uns ankam, verlose ich heute einen Gutschein für ein "Meine Welt"-Buch von "Kleine Prints". Einfach bis zum 1. März um 20 Uhr einen Kommentar hinterlassen (bitte ohne Emailadresse, der Gewinner wird dann am 1. März genau unter diesem Post bekanntgegeben, bei Interesse also einfach nachschauen). Mitmachen kann, wer volljährig ist, versendet wird allerdings nur nach Deutschland. Der Gutschein ist bis zum 15. März gültig und nur persönlich einlösbar, also nicht als Geschenkgutschein verwendbar. Viel Glück und eine gute Woche!

UND WIE MACHST DU DAS, TINA?

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Ein neuer Mutterfragebogen: Vor knapp vier Jahren ist Tina mit ihrer Familie von München nach Chattanooga in Tennessee gezogen, weil ihr Mann von seiner Firma für ein paar Jahre in die USA geschickt wurde. Ihre Tochter wurde in München geboren, ihr Sohn in den USA. Auf ihrem Blog schreibt Tina über ihr Leben in den USA.

Name: Tina Busch
Alter: 37 Jahre
Mutter von: einer 5-jährigen Tochter und einem 2-jährigen Sohn
Stadt: Chattanooga, Tennessee, USA

Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert?
Beide Kinder sind von Montag bis Freitag in der Day Care, bis circa 15 Uhr. Die Zeiten sind zum Glück ganz flexibel: Ich kann sie abholen, wann ich möchte, spätestens aber um 18 Uhr, sonst müsste ich Strafe zahlen. Geöffnet ist der Kindergarten täglich von 6 bis 18 Uhr. Meine Kinder sind meistens die letzten, die gebracht und die ersten, die abgeholt werden. Zusammen mit den anderen deutschen Kindern.

Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?

Spontan wollte ich schreiben, dass diese Frage nicht auf mich zutrifft. Ich arbeite ja – eigentlich – gar nicht. Zumindest wenn es darum geht, (regelmäßig) Geld zu verdienen. Da ich den Hauptteil meiner kinderfreien Zeit aber mit Bloggen verbringe, ist mein Blog irgendwie schon so etwas wie meine Arbeit (und mein Hobby!) – auch wenn ich damit kein Geld verdiene. Eine Finanzspritze geben mir Übersetzerjobs, die sich immer mal wieder ergeben. Ich arbeite, wenn meine Kinder im Kindergarten sind. Sechs Stunden pro Tag hört sich auf den ersten Blick viel an, ist es aber nicht. Die Wege hier sind weit und ich verbringe viel Zeit im Auto, um von A nach B zu kommen. Und damit ich ab 15 Uhr und am Wochenende wirklich voll und ganz für meine Kids da sein kann, mache ich in der kinderfreien Zeit auch den Haushalt, erledige Einkäufe, koche das Abendessen, halte mit Deutschland über Skype Kontakt und gehe zum Sport. Ist mal ein Kind krank oder hat der Kindergarten zu – so wie letzte Woche –, bleibt alles liegen. Eine Oma, die spontan einspringen kann, haben wir leider nicht vor Ort.

Wieviel Zeit hast du für dich – jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Ich kann mich nicht über zu wenig Zeit für mich beklagen. Wenn ich an meinem Blog bastele, ist das Zeit für mich, weil mir das richtig viel Spaß macht. Klar hätte ich gerne mehr Zeit für Sport, um zu Lesen oder etwas mit Freundinnen zu unternehmen, aber dann würde das Familienleben oder mein Blog darunter leiden und das will ich gerade nicht.

Wie sieht ein ganz normaler Wochentag bei dir aus?

Mein Mann weckt mich um kurz vor 7 mit einer Tasse Tee. Die trinke ich meistens noch im Bett, dann mache ich mich fertig und bereite das Frühstück vor. Sobald die Milch warm ist, wecke ich die Kids und wir frühstücken zusammen. Dann beginnt der tägliche „Zieh-dich-an-putz-dir-die-Zähne-aber-Mama-wir-wollen-noch-spielen“-Kampf. Kurz vor 9 fahren wir zum Kindergarten. Ab dann läuft die Zeit. Wenn möglich fahre ich direkt wieder nach Hause, verschließe die Augen vor dem Chaos in der Küche und setze mich an den Schreibtisch. Ich habe nämlich gelernt, dass ich vormittags am produktivsten und kreativsten bin. Zur Mittagszeit habe ich dann die Wahl: Aufräumen, Kochen, Einkaufen, Sport, Skypen. Dabei stehen Aufräumen und Kochen täglich auf dem Programm. Manchmal gehe ich danach nochmal zurück an den Schreibtisch, meistens lohnt sich das aber nicht mehr. Um 15 Uhr hole ich die Kids ab und wir fahren zu einem Playdate, oft mit deutschen Freunden. Dafür nehmen wir gerne 30 Minuten und mehr Fahrtzeit auf uns. Bei Kaffee und Cookies bequatschen wir Mütter unsere Zukunft, während unser Nachwuchs Prinzessin oder Pferd spielt. Um spätestens 18:30 Uhr sind wir zum Abendessen (das ich im Idealfall nur noch warm machen muss) wieder zu Hause. Dann kommt auch mein Mann nach Hause. Nach dem Essen ist noch Zeit zum Spielen, bevor wir um 20 Uhr die Kids ins Bett bringen. Es wird noch was vorgelesen, ein bisschen erzählt und dann machen wir das Licht aus. Ab 21 Uhr ist meistens Ruhe, ich kuschele mich in meine Sofaecke und lese noch Blogs, Zeitschriften oder ein Buch. Kurz nach 23 Uhr mache ich dann auch das Licht aus.

Was empfindest du als besonders anstrengend?
Über diese Frage habe ich lange nachgedacht. Es gibt bestimmte Tage, die kein Ende nehmen wollen, an denen alle schlecht gelaunt sind, Geduld ein Fremdwort ist und mein Mann spät von der Arbeit nach Hause kommt. Das finde ich immer wieder anstrengend, weil diese Tage so unvorhersehbar, die Probleme nicht greifbar sind und ich da einfach durch muss. Irgendwie.


Was macht dich besonders glücklich?

Das glucksende Lachen meiner Kinder, das ich letzte Woche nicht gehört habe, weil beide krank waren. Ihre feuchten Küsse und spontanen big hugs. Und natürlich ein unvorhergesehener früher Feierabend meines Mannes.

Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, das du vorher nicht wusstest?
Jedes Projekt, an dem ich vor der Geburt meiner Kinder gearbeitet habe, war peanuts im Vergleich zum Muttersein. Mutter bin ich immer. 24/7. Mittagspause, Feierabend, Wochenende, krank sein, Nachtruhe, in Ruhe nachdenken, Verantwortung abgeben, Fragen erst später beantworten, aufs Klo gehen, ohne dass jemand an die Tür hämmert – geht nicht. Trotzdem bin ich total gerne Mama! Und weiß, dass ich für jeden zukünftigen Job, jedes zukünftige Projekt gewappnet bin. Egal, was auch kommt, mich haut so schnell nichts mehr um.

Du hast 48 Stunden kinderfrei. Was tust du? 
Ich mache mit meinem Mann eine Städtereise und lebe einfach in den Tag hinein. Ohne regelmäßige Blicke auf die Uhr, Wickeltasche, Mittagsschlaf. Wir spazieren vom Coffee Shop zum Buchladen, vom Restaurant zur Boutique und wieder zurück und philosophieren über unsere Zukunft.

Wie sieht die Unterstützung von Familien in den USA im Vergleich zu Deutschland aus? 
Bildung kostet hier Geld. Und gute Betreuung bzw. Bildung kostet viel Geld. Dafür gibt es aber auch unzählige Betreuungsangebote, für alle Altersklassen, für jeden Geldbeutel, stunden- oder tageweise, Voll- oder Teilzeit. Einen Platz bekommt man eigentlich immer. Berufstätige Mütter können ihr Baby in vielen Einrichtungen bereits ab einem Alter von sechs Wochen abgeben. Und das müssen sie auch, denn sonst ist ihr Job weg. Elterngeld? Noch nie davon gehört. Elternzeit? Gibt es nur selten und wenn, dann ist sie auf wenige Wochen nach der Geburt begrenzt. Unbezahlt natürlich.


Wie haben sich die Kinder, wie habt ihr euch als Familie eingelebt? 
Wir leben jetzt seit fast vier Jahren in den USA. Mein Sohn ist hier geboren und kennt kein anderes Zuhause. Meine Tochter war bei unserem Umzug 1,5 Jahre alt und kennt Deutschland eigentlich nur noch aus kurzen Heimaturlauben. Hier ist unser Zuhause, hier fühlen wir uns wohl. Deutschland ist aber unsere Heimat, und das vermitteln wir den Kindern auch. Das Einleben an sich war für uns kein Problem. Mein Mann und ich wussten durch zahlreiche USA-Aufenthalte, was auf uns zukommt, und wir haben uns sehr auf die Chance gefreut, als Familie im Ausland zu leben. Bislang haben wir es keinen Tag bereut – außer als Deutschland Weltmeister geworden ist! Da wäre ich gerne in der Heimat gewesen.

Würdest du wieder ins Ausland gehen?
Ja, aber nicht in jedes x-beliebige Land und nur für mehrere Jahre, damit man auch wirklich eine Chance hat, sich richtig einzuleben.

Aus der Ferne wirkt die Heimat oft ganz anders. Was vermisst du, was nicht?
Diese Frage stelle ich meinen Interviewpartnern auch und ich finde es immer wieder interessant, wie sich die Antworten ähneln. Persönlich vermisse ich die abendlichen Telefonate mit meinen Freundinnen, die Möglichkeit, die Großeltern kurzfristig um Hilfe bitten zu können, und Feiern, zu denen die ganze Familie zusammen kommt. Kulinarisch gesehen würde ich gerne mal wieder einen Dickmann essen und beim Bäcker ein dickes Stück Sahnetorte verdrücken. Was ich nicht vermisse: unfreundliche Kassierer an der Supermarktkasse, den typisch deutschen Pessimismus, das Wetter und Familienfeiern. Und zwar die, auf die man gehen muss, aber nicht will.

Woran musstet ihr euch erst gewöhnen?
An manche Dinge habe ich mich immer noch nicht gewöhnt: Zum Beispiel daran, dass hier jeder eine Waffe hat. Vielleicht nicht unbedingt gerade bei sich, aber auf jeden Fall zu Hause. Das macht mir immer noch Angst. Und wenn im Frühling wieder die Tornado-Saison beginnt, wird’s mir Jahr für Jahr mulmig. Ich kann die Situation jetzt zwar besser einschätzen, kenne zum Beispiel den Unterschied zwischen Watch (die Entstehung eines Tornados ist möglich) und Warning (ein Tornado wurde gesichtet), hoffe aber natürlich, dass wir unser Gäste-Bad – der einzige innenliegende Raum ohne Fenster – nicht zum Schutzraum umfunktionieren müssen.

Gehen Amerikaner anders mit Kindern um als Deutsche – oder kann man das überhaupt nicht verallgemeinern?
Ich glaube schon, obwohl mir der Vergleich fehlt, da ich nur 1,5 Jahre mit Kind in Deutschland gelebt habe. Hier sind Kinder auf jeden Fall immer und überall willkommen. In Restaurants gibt es zum Beispiel immer ein Kinder-Menü, Stifte oder anderes Spielzeug zum Zeitvertreib und ausreichend Hochstühle und booster seats.

Was sind die größten Kindervergnügen in Chattanooga?
Das Wetter! Von April bis Oktober findet das Leben draußen statt, im Planschbecken, im Garten, am Pool oder See. Und der Grill läuft auf Hochtouren. Darüber hinaus hat Chattanooga für Kinder eine Menge zu bieten: das Creative Discovery Museum, das Tennessee Aquarium, den Chattanooga Zoo und viele Seen, Wanderwege und Wasserfälle in nächster Nähe.

Plant ihr eine Rückkehr?
Unsere Rückkehr nach Deutschland ist für Sommer 2016 geplant, pünktlich zur Einschulung unserer Tochter. Ob’s wirklich so kommt, kann aber keiner sagen.

Herzlichen Dank für Deine Antworten, liebe Tina. Mehr Mütterfragebögen sind hier nachzulesen.

Fotos: Tina & Jack Fussell at www.flyinghousestudio.com or www.travelingmama.net

EIN PAAR DINGE, DIE WIR GERADE MÖGEN

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Hier sind ein paar Dinge, die uns gerade Spaß, Freude, gute Laune machen. Für Kleine und Große. Ihre und meine.

EIN KOCHBUCH
// SIE
„Entdecke, was dir schmeckt” von Anke M. Leitzgen & Lisa Rienermann 
Ein Buch, das Kindern Lust aufs Essen und Kochen, Probieren und Experimentieren macht. Wir sind ein bisschen früh dran – das Buch ist eigentlich erst für Kinder ab 6, aber Fanny hat es sich bei Goldhahn & Sampson sehr stolz selbst ausgesucht und als Vorlese-Rumblätter-Guck-Rezepte-Aussuch-Buch funktioniert es auch ganz toll. Weil es Fragen stellt, die (auch mich) neugierig machen: Warum ist Riechen für das Schmecken so wichtig und wie funktioniert das überhaupt mit dem Schmecken? Welches Obst und Gemüse gibt es in welchem Monat und jetzt gerade? Und was kann man alles mit einem Ei oder einer Kartoffel kochen? Spannend, informativ und sehr schön gestaltet.

// ICH
„My Darling Clementine – Recipes from my real food kitchen” von Emma Galloway
Ein Geschenk, über das ich mich irre gefreut habe, denn die Rezepte von Foodbloggerin Emma Galloway sind nicht nur wunderschön fotografiert, sondern größtenteils auch angenehm alltagstauglich und immer sehr gesund. Als Erstes auf meiner Liste: die Blaubeer-Bananen-Frühstücksmuffins, die Avocado-Frühlingsrollen, der Auberginen-Tomaten-Feta-Salat, die Linsen-Spaghetti, das Bananen-Dattel-Olivenöl-Brot und die Mango-Limetten-Slushies. Und wenn es dann mal Pfirsiche gibt: der Pfirsich-Rosmarin-Joghurt-Kuchen. Hier ist ihr Weblog. Und hier ein paar Worte darüber, warum sie gluten- und laktosefrei kocht.

EINE APP
// SIE 
„Fiete”
Mit Seemann "Fiete" kann man 18 kleine Abenteuer erleben: Man kann ihm helfen, seinen Kutter zu beladen, ein Papierschiffchen fahren zu lassen oder eine Schatzkiste zu öffnen. Das Fiete-Memory „Match” mögen wir auch sehr gerne (auch wenn Fiete uns beim Orte-Memory immer den Eiffelturm klaut). Erwähnen möchte ich an dieser Stelle aber auch die App „Knard”, die uns ihr Erfinder Christoph Minnameier zum Ausprobieren gegeben hat. In dem interaktiven Bilderbuch werden die Abenteuer von Waldgnom Knard erzählt, die Geschichte seiner abenteuerlichen Reise durch eine magische Welt voller Trolle, Rittermädchen und Zauberer. In dieser Geschichte steckt viel Liebe und Sinn fürs Detail, auch die Gestaltung ist wirklich gelungen  – für Fanny ist „Knard” gerade noch ein bisschen zu gruselig, aber eigentlich ist diese App auch erst ab 5.

// ICH 
„Oblique Strategies”
1975 haben sich der Musiker Brian Eno und der Künstler Peter Schmidt einen Stapel Karten ausgedacht. Auf den Karten stehen Sätze, die Künstlern dabei helfen sollen, Blockaden zu überwinden, indem sie den Gedanken eine neue Perspektive oder andere Herangehensweise bieten. In der App gibt es alle vier Editionen der Karten von 1975, 1978, 1979 und 1996. Wenn ich hier sitze und beim Schreiben nicht weiterkomme, drücke ich öfter mal auf die App. "Emphasize differences"steht dann da zum Beispiel. Oder: "What is the simplest solution?""Work in a different speed.""Do the last thing first." Auf Wikipedia kann man mehr über „Oblique Strategies” nachlesen.

EINE CD
// SIE 
„Herzlichen Glückwunsch, kleines Huhn” von Susanne Koppe, Franziska Biermann und Nils Kacirek
24 Kinderlieder („Alle Vögel sind schon da”, „Backe, backe Kuchen” oder „Der Mond ist aufgegangen”) wild interpretiert. Beim ersten Hören ist man überrascht, dass „Wide-wide-wenne” wie ein Countrysong klingt oder „Heut ist ein Fest bei den Fröschen am See” nach Latin, beim zweiten Hören will man sofort mitsingen und tanzen (und ganz ehrlich: so geht´s mir nicht mit jeder Kinder-CD). Man hört den Machern an, was für einen Spaß sie hatten – und genau diesen Spaß hat man beim Hören auch. Passend zur CD gibt es ein illustriertes Buch mit Noten, den Texten und einer Zeichnung pro Lied – alle Zeichnungen zusammen erzählen dann die Geschichte vom Geburtstag des Huhnes. Hier ein bisschen mehr.

// ICH 
”Ibeyi” von Ibeyi
Als ich neulich nicht einschlafen konnte, hab ich noch „TTT” geguckt und so Ibeyi entdeckt, das Debüt der kubanischen Zwillingsschwestern Naomi und Lisa-Kaindé Díaz. Ich habe dieses Album in den letzten Tagen viel gehört und weiß doch nicht, wie ich diese Musik beschreiben soll – aber vielleicht ist irgendeine Genrezuteilung auch gar nicht so wichtig, entscheidend ist ja, was die Musik mit einem macht – und dieses Album verhakt sich, es trifft und rührt mich. (Hier ein bisschen mehr über sie).

EIN HEFT
// SIE 
„Olli und Molli Kindergarten”
Fanny blättert genauso gerne Hefte wie ihre Mama und das „Olli und Molli”-Heft, das wir einmal im Monat mit der Post bekommen, ganz besonders gerne. Wahrscheinlich, weil es wirklich für Kinder von 3-6 Jahren gemacht ist. Im ersten Teil des Heftes kann man die Welt entdecken (da wird zum Beispiel eine Bücherei erklärt oder warum man nachts eigentlich schlafen muss). Im zweiten Teil gibt es Bastelanleitungen und Mandalas zum Ausmalen, im dritten Teil Vorlese-Geschichten, zum Abschluss einen Bastelbogen. Im letzten Heft gab´s zum Beispiel ein Wimmelbild von Paris im Schnee, eine Bastelanleitung für Korken-Figuren, eine Vorlesegeschichte von „Familie Blümchen im Schnee” und einen Bastelbogen für ein Schlittenrennen mit Erdnuss-Männchen. Wirklich schön. Hier zu bestellen.

// ICH 
„Bon Appetit”
Jeden Monat warte ich auf die Email, die mir sagt, dass ich mir die neueste Ausgabe von „Bon Appetit” herunterladen kann, einem amerikanischen Magazin, das mit heiligem Ernst, großem Spaß, fundiertem Wissen und manchmal auch herrlicher Durchgeknalltheit übers Essen, Kochen und Trinken schreibt. Dazu kommen Fotos, die einen immer bloß laut aufstöhnen lassen. Was für ein tolles, leidenschaftliches Food-Magazin. Zwei Hefte, die noch darauf warten, gelesen zu werden: „The Heritage Post – Magazin für die Frau” und das neue „Eltern”-Magazin.

EIN BUCH
// SIE 
„Die große Zooparade” von Judith Drews 
Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat ein Slomo-Leser "Die große Zooparade" empfohlen. Und ich bin wirklich dankbar für diesen Tipp, denn dieses Buch ist lustig, hübsch illustriert und sehr schön, wenn das Kind langsam Lust auf Buchstaben und Zahlen bekommt. In diesem Buch wird nämlich ein neuer Zoo eröffnet. Zu Beginn des Buches ist er noch leer – die Tiere sind aber schon auf dem Weg und kommen nach und nach beim Zoodirektor an, von der Anakonda bis zum Zebra. Und am Ende, nein, das verrate ich nicht.

// ICH 
fange jetzt mal mit „Telegraph Avenue”von Michael Chabon an. Die erste Seite, die er mir immer von jedem neuen Buch vorliest, ist schon so gut. Ich wünschte, mir fielen Sätze wie dieser ein, aber Sätze wie dieser fallen nur Michael Chabon ein: „Mondgesichtig, massig und mild bekifft stand Archy Stallings, ein Baby auf dem Arm, in einem rehbraunen Kordanzug und einem kürbisfarbenen Rollkragenpullover, der seine berüchtigte, aber nicht unvorteilhafte Ähnlichkeit mit Gamera betonte, der riesigen, fliegenden Mutantenschildkröte aus dem japanischen Kino, hinter dem Verkaufstresen von Brokeland Records."

Was mögt ihr denn gerade gerne? Ich freu mich in dieser Grippewoche über Tipps. Kommt gut ins Wochenende!



FEBRUAR 2015

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Puzzles gelegt, Pfannkuchen gemacht, mit dem Laufrad um den Pudding geflitzt bis uns zu kalt war, essen gegangen und ein tolles Restaurant entdeckt, Fasching mit der Tanzkatze gefeiert, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt, aber natürlich gibt es Tanzkatzen, wie es Einhörner gibt, Grapefruits im Ofen mit braunem Zucker gebacken, es schmeckte nicht ganz so wie in New York, aber sehr gut, nach Ferien, mir die Haare wieder kurz geschnitten, Pläne für das Jahr geschmiedet, im Sommer geht es nach Amsterdam, und ich freue mich so darauf, aus einem ersten einen zweiten Eindruck zu machen, das Riesenchaos in der Wohnung zu einem bewohnbaren aufgeräumt, und das Rumoren in mir mal so weit entknäuelt, dass ich jetzt weiß, was da eigentlich rumort. Ziemlich gut für einen Februar, finde ich.

Gegessen
Einen gigantisch guten Burger mit Süßkartoffelfritten im Muse – ein sehr schöner Laden mit tollem Service. Und immer wieder Pancakes (dieses Jamie-Oliver-Rezept ist so einfach und so gut).

Gehört
"Black Messiah" von D’Angelo. Adele (diesen Song und diesen). Und "One With the Freaks" von The Notwist.



Geschrieben
Einen Geburtstagswunschzettel. Diese Ausstellung würde ich mir so gerne ansehen. Diese Kette würde ich gerne tragen. Und dieses Kochbuch gerne lesen.

Geguckt
Den Trailer von "Verstehen Sie die Béliers?" – vorgemerkt fürs Kino. Den Trailer von "Into the Sea" (hier kann man ihn sich ganz ansehen, werde ich sicher noch machen). Und endlich "Im Angesicht des Verbrechens".

Gelesen und geklickt
* Ein paar Blogs, die ich mag: Design for Mankind,Julia Sang Nguyen und Hey Natalie Jean.
* 21 Surprising Parenting Tips.
* Die Drehtiere von Claus Ast. Oh, das Schweinhorn.
* The Rescued Film Project. Unglaubliche Geschichte.
* "How to Make the Best Pizza at Home" und "How to Make a Better Homemade Pizza".
* Being happy alone.
* What It´s Like to See 100 Million Colors.
* Marlenes Lieblingsorte in Berlin.
* 20 Small Things to Appreciate.
* Caramel Pecan Banana Puffed Pancake. Boa.
* Den Saisonkalender von Greenpeace, gestaltet von Kathrin Koschitzki.
* The mysterious (and cool) science of icicles.
* The Himalayas from 20.000 ft. Wie beeindruckend.
* Für alle Wiener: am 13. und 14. März gibt´s den ersten Pop-up-Markt rund ums Thema Kind. Hier gibt´s Informationen zum "Mini Markt Vienna".
* Und zum Schluss noch der Hinweis auf den Myself Supper Club. Gute Sache.

Hoffe, euer Februar war auch eher heiter als wolkig.

FRAGEN # 27 – # 34

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Ein paar Fragen. Von ihm dieses Mal. Und meine Antworten.

# 27. Würdest du dich lieber finden oder verlieren?
Da ich das Gefühl habe, dass in meinem Leben gerade alles in Ordnung und da ist, wo es hingehört, und ich mich manchmal schwer damit tue, locker- und loszulassen: verlieren.

# 28. Wovon solltest du Ahnung haben, was hindert dich daran?
Ich würde gerne die eine Sprache heben, die irgendwo in meinem Gehirn versunken ist: Französisch. Konnte ich mal ganz gut. Daran hindert mich vor allem die ewig mangelnde Zeit. Und meine Faulheit. Ich würde auch gerne mein Geschichtswissen erweitern. Gleicher Grund. Worüber ich gerade nachdenke: Ballett. Das ist nichts, von dem ich eine Ahnung haben sollte, es fasziniert mich nur einfach. Und ich würde es gerne mal probieren. Mich hindert eigentlich nur, dass ich mir mich nicht unbedingt dabei vorstellen kann. Ich bin ungelenkig und untrainiert, aber vielleicht sind das gute Gründe, es doch mal zu probieren... (Hat jemand hier zufällig Erfahrung mit einem Spät-Ballett-Start?)

# 29. Was macht dich müde?
Zu viel Arbeit. Sorgen. Unsinnige Diskussionen über Blödsinn aller Art. Die Rückkehr zu Gedanken, die schon mal gedacht und geklärt wurden. Straßenbahnfahrten. So richtig viel rumrennen, das mag ich sehr. Und: Das warme, schlafende Kind im Arm, da könnte ich sofort auch einschlafen, die schönste Müdigkeit überhaupt.

# 30. Welcher Feiertag müsste dringend erfunden werden?
Der Feiertag des warmen Bettes. Man verbringt ihn natürlich im warmen Bett.

# 31. Kannst du deine Nase mit deiner Zunge erreichen?
Nee.

# 32. Hast du es gerade versucht oder wusstest du es auch so?
Natürlich hab ich´s versucht.

# 33. Schläfst du lieber ein oder wachst du lieber auf?
Ich schlafe viel lieber ein. Ich mag die Nacht und ihre Ruhe, noch zu lesen oder einen Film zu gucken, bis ich fast einschlafe, die Decke bis zur Nase gezogen. Das Aufwachen ist meistens ziemlich ruppig, weil der Wecker klingelt oder Fanny auf mich springt und sofort und superjetzt Hund spielen will.

# 34. Liebst du jemanden?
Sehr.

Eine gute Woche euch.
PS: Was für ein schönes Lied.

ZEHN FILME, AUF DIE ICH MICH FREUE

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Dieses Jahr will ich mir wieder mehr Filme ansehen. Zum Beispiel diese.

1) "Rico, Oskar und das Herzgebreche" von Wolfgang Groos mit Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth, Ronald Zehrfeld, Milan Peschel, Moritz Bleibtreu und Katharina Thalbach.
Zwei hinreißende Jungs und eine hinreißende Freundschaft. "Rico, Oskar und die Tieferschatten" ist einer meiner Lieblingskinderfilme. Jetzt freuen Fanny und ich uns auf den zweiten Teil. (Hier ist ein Trailer vom ersten Teil, zum zweiten habe ich noch keinen gefunden). Start: 11. Juni



2) "Victoria" von Sebastian Schipper mit Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit und Max Mauff.
Ein Mädchen, vier Jungs, eine Nacht, eine einzige Einstellung. Und er ist von Sebastian Schipper ("Absolute Giganten"). Start: 11. Juni



3) "Gefühlt Mitte Zwanzig" von Noah Baumbach mit Ben Stiller, Naomi Watts, Amanda Seyfried und Adam Driver.
Noah Baumbach hat einen neuen Film gedreht. Nachdem mich "Frances Ha" so umgehauen hat, werde ich mir diesen Film auf jeden Fall ansehen. Start: 16. Juli.



4) "Taxi" von Jafar Panahi mit Jafar Panahi.
Ein Taxi in Teheran. Und darin eine ganze Welt. Start: 23. Juli



5) "Ricki and the Flash" von Jonathan Demme mit Meryl Streep, Lisa Joyce, Kevin Kline und Mamie Gummer.
Jonathan Demme mag ich meistens sehr. Und Meryl Streep als Rocksängerin klingt auch sehr gut. Start: 27. August

6) "Trainwreck" von Judd Apatow mit Amy Schumer, Bill Hader und Brie Larson.
Brachialer Humor, der gleichzeitig sehr abgründig und melancholisch ist. Bei Judd-Apatow-Filmen weiß ich hinterher selten, ob ich ihn wahnsinnig mag oder ob er mich total erschreckt. Meistens beides. Start: 27. August.



7) "The Joan Didion Documentary" von Griffin Dunne und Susanne Rostock.
Eine Dokumentation über die Schriftstellerin Joan Didion. Für 15 Dollar kann man sich den Film (voraussichtlich) im September herunterladen.



8) "Alles steht Kopf" von Pete Docter mit Amy Poehler, Bill Hader und Mindy Kaling.
Ein Pixar-Animationsfilm über die Gefühle eines kleines Mädchens. Start: 1. Oktober.



9) "James Bond 007 – Spectre" von Sam Mendes mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Monica Bellucci und Ralph Fiennes.
Christoph Waltz als Bond-Bösewicht. Start: 5. November.

10) "Iris" von Albert Maysles mit Iris Apfel.
Vor ein paar Tagen hier gelesen, dass es eine Dokumentation über Iris Apfel gibt. Wie toll.



Kommt gut ins Wochenende.

EIN KOCHBUCH, EIN INTERVIEW, EIN REZEPT: "YEMEK – REZEPTE AUS ISTANBUL"

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Letzten Freitag lag Post in meinem Briefkasten. Post ist immer schön – der Inhalt dieses Umschlages hat mir aber schlagartig so gute Laune (und Hunger!) gemacht, dass ich ihn gerne teilen möchte: Isabel Lezmi, die ihr vielleicht durch ihr Food-Blog "lecker lezmi" kennt, hat zusammen mit der Illustratorin, Fotografin, Art-Direktorin und Autorin Lisa Rienermann und Make-up-Artist, Teppichdesignerin und Pop-up-Bakery-Betreiberin Veronika Helvacıoğlu das Kochbuch "Yemek – Rezepte aus Istanbul" geschrieben. Ein Kochbuch mit Rezepten aus dem Istanbuler Alltag, aber auch ein Buch, das ganz wunderbar von den Bewohnern dieser Stadt erzählt und von all den Köstlichkeiten, die man in ihr finden kann. Auf meiner Ausprobierliste: die Feta-Dillbrötchen, die süßen yufka-Apfelröllchen, der Ofenmilchreis, die Zimtaprikosen mit Rahm, der Karottenjoghurt, der Tomatenkräutersalat, die Auberginencreme, die türkische Nusspizza, das Grießdessert mit Zimt und Pinienkernen – und an der Länge dieser Liste merkt man auch schon, wie sehr mir dieses Buch gefällt. Deshalb gibt es heute ein paar Bilder, ein Interview mit den Autorinnen – und ein Rezept für gözleme (gefüllte Teigfladen). Vielleicht gefällt euch das alles ja so gut wie mir...

Wie habt ihr euer Herz an Istanbul verloren?
Isabel: Ich kann mich an gar keinen genauen Moment erinnern, ich weiß nur, dass ich mich schon bei meinem ersten Besuch Hals über Kopf in Istanbul verliebt habe. Ursprünglich wollte ich mit meinem Mann (Frederic ist Halb-Libanese) nach Beirut ziehen, aber mir war die Lage dort zu instabil und Istanbul war dann unser Plan B, den wir nie bereut haben. Ganz im Gegenteil!

Lisa: Als ich die Lezmis vor drei Jahren das erste Mal besucht habe, sind wir unglaublich viel durch die Gegend gelaufen und haben an jeder Ecke çay getrunken und was Leckeres gegessen. Nach dem hundertsten çay dachte ich dann: "Hier will ich leben!". Für länger hat es dann leider nicht geklappt, aber "Yemek" war ein toller Ausflug. Und immerhin lebe ich in Berlin-Kreuzberg in "little Istanbul".

Wie ist die Idee zu diesem Kochbuch entstanden – und wie würdet ihr das Ergebnis beschreiben?
Lisa: Die Initialzündung kam von Isa. Ich hatte vorher schon ein Kinderbuch über Essen gemacht  ("Entdecke, was dir schmeckt"), spiele und bastle generell sehr gerne mit Essen (z.B. Wahlwaffeln/-burger), da rannte sie mit ihrer Idee bei mir offene Türen ein.

Isabel: Meine Ursprungsidee war, einen kulinarischen Reiseführer für Istanbul zu machen. Weil es einfach so viele leckere Orte in der Stadt zu entdecken gibt, die kaum ein üblicher Reiseführer aufgreift und die schwer zu finden sind. Doch schnell war klar, dass Istanbul einfach viel zu schnelllebig für solch einen Guide ist. Wenn ich mal drei Wochen nicht in Karaköy war, hatten schon wieder fünf neue Cafés aufgemacht und mein Lieblingsrestaurant war umgezogen. Das Buch wäre bei Erscheinen also schon veraltet gewesen.

Lisa: Es war aber auch schnell klar, dass wir kein reines Kochbuch machen wollen, sondern auch Geschichten und Menschen und so mehr von der Stadt zeigen wollen. Als wir anfingen an der Struktur zu arbeiten, kamen wir auf die Gliederung nach Tageszeiten, so dass wir den Leser einen Tag lang an die Hand nehmen und durch Istanbul begleiten (so wie Frederic und Isa es mit mir bei meinem ersten Besuch gemacht haben).

Isabel: Die Idee dahinter war ein Buch wie ein Ferientag zu gestalten und dem Ganzen so einen schönen Reise-Charakter zu geben, als würde man die Zunge spazieren führen.

Wie muss man sich die Arbeit an einem Kochbuch vorstellen?
Lisa: Oh je, da fragst du was! Erst kam die Idee, dann der grobe Entwurf und damit haben wir uns dann auf die Suche nach einem Verlag gemacht. Und sind bei Edel Books und unserer wunderbaren Lektorin Nina gelandet.

Isabel: Wir haben alles in allem über ein Jahr an "Yemek" gearbeitet. Mir hat die Arbeit großen Spaß gemacht. Für mich war es ja das erste Buch, das ist natürlich etwas sehr Besonderes und beflügelt ungemein. Dass da noch parallel das erste Kind dazu kam, war so nicht geplant und hat es dann und wann doch etwas anstrengend gemacht. Aber Zoe hatte nichts dagegen in der Trage zu schlummern, während ich ein Gericht nach dem anderen gekocht habe. Und wenn wir gemeinsam mit Veronika heiß diskutiert haben, welches Rezept denn nun unbedingt ins Buch soll und welches auf keinen Fall, hat sie (meist) unbeeindruckt gedöst. Ich habe mich zum Beispiel geweigert, gefüllte Weinblätter mit aufzunehmen. Zwar mag ich die sehr gerne, aber das ist mir einfach zu aufwendig. Die schmecken auch gekauft einfach super. Beim Pudding-Rezept hat sich Lisa dann durchgesetzt, denn ich hasse Pudding wirklich inbrünstig und konnte mich auch kaum überwinden ihn zu probieren, als Lisa ihn gemacht hat.

Lisa: Wir haben aus zwei Städten zusammen gearbeitet, was dank Skype mittlerweile ja meist echt gut geht. Zur Hauptfotoproduktion bin ich dann nach Istanbul gefahren und Isa für den zweiten Block dann zu mir nach Berlin. Dass wir beide während der Arbeit an dem Buch Babys bekommen haben, war vorher nicht abzusehen und stellenweise auch anstrengend, hat uns aber zusätzlich zum gemeinsamen Baby "Yemek" doch sehr zusammen geschweißt.

Habt ihr unter all den schönen Rezepten ein Lieblingsgericht, das für euch besonders nach Istanbul schmeckt?
Isabel: Jede von uns trägt im Buch ja ihr Lieblingsgericht auf Händen. Ich habe mich für irmik helvası entschieden (ein klassisches Grießdessert mit Zimt und Pinienkernen, das es sehr oft zum Abschluss eines meze-Abends gibt), mag aber auch sehr gerne die mit Hackfleisch gefüllte Honigmelone. Die erinnert mich an einen tollen Besuch im Asitane, einem Restaurant, das sich auf historische osmanische Rezepte spezialisiert hat. Die Vorstellung, dass schon die Sultane ihre Honigmelone so gegessen haben und ihre europäischen Gäste damit beeindruckt haben, gefällt mir.

Lisa: Meze, die vielen kleinen (Vor-)Speisen, liebe ich sehr. In patıcan ezmesi (Auberginencreme) könnte ich baden!



Wie würdet ihr die Küche dieser Stadt jemandem beschreiben, der sie noch nie probiert hat?
Isabel: Istanbul ist unglaublich reich an Geschmack. Und extrem. Es gibt dort einfach immer alles und meist gleichzeitig. Starker schwarzer Tee, deftiges Lammfleisch, zuckersüße Baklava und kräftiger Schafskäse. Das kann einem schnell zu viel werden. Deswegen sollte man dann aber nicht zu McDonalds flüchten, sondern sich auf die Suche nach den feinen Zwischentönen machen, denn die gibt es in den Seitenstraßen. Dort locken kleine Mittagslokale mit duftenden Eintöpfen und einfache Restaurants mit exzellenten meze. Wäre die Stadt ein Geschmack, würde ich sagen, es ist Joghurt mit tahin (Sesammus).

Lisa: Ich esse fast kein Fleisch. Von daher bin ich von den vielseitigen fleischlosen Gerichten und Snacks wie etwa gözleme begeistert.

Wenn man – wie ich – noch nie in dieser Stadt war, aber dringend einmal hin möchte: Was sollte man in Istanbul tun, sehen und natürlich essen?
Isabel: Hach, Okka, das ist schwierig! Die Stadt ist so, so groß und es gibt unendlich viel zu entdecken. Ich habe ja selbst nach über drei Jahren das Gefühl, noch immer nicht alles mitgenommen zu haben. Jemandem, der nur kurz zu Besuch ist, rate ich, sich treiben zu lassen. Wenn man von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzt, das im worst case auch noch im viel zu dichten Berufsverkehr, verliert man kostbare Zeit und bekommt irgendwie nichts von dem tollen Flair Istanbuls mit. Lieber einfach loslaufen und gucken. Meine Lieblingsviertel zum Flanieren sind: Moda, Kuzguncuk, Cihangir, Arnavutköy, Cukucurma und Balat. Oder sich ins Schiff setzen und den Bosporus lang schippern bis hoch ans Schwarze Meer, dort lecker Fisch essen und wieder zurück cruisen – definitiv eine der entspanntesten Arten, viel von der Stadt abseits der Touristenviertel zu sehen. Beim Essen würde ich dir raten, immer der Nase nach. Schau, wo die Türken essen und probier alles mal aus (auch das Streetfood). Und wenn du bereit bist, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, geh ins neolokal. Ich hatte dort das beste Dinner meiner gesamten Istanbul-Zeit!

Lisa: Und natürlich çay trinken. Überall, an jeder Ecke und am allerschönsten auf der Fähre.








GÖZLEME 
Gefüllte Teigfladen 
(für vier Personen, vegetarisch)
Dauer: 1 Stunde

ZUTATEN

Für den Teig:
300g Weizenmehl
1 TL Salz
70ml Olivenöl

Für die Füllung:
1 mittelgroße Kartoffel (ca. 170g)
100g frischer Spinat
2 Frühlingszwiebeln
150g Feta, zerbröckelt
Salz
1 TL pul biber (Paprikaflocken – falls man die nicht bekommt, eignet sich edelsüßes Paprikapulver als Ersatz)
Sonnenblumenöl zum Anbraten

Für den Teig das Mehl mit dem Olivenöl, dem Salz und 250 ml Wasser in einer großen Schüssel mischen. 10 Minuten kneten, bis es ein klebriger Teig wird. Ist er zu nass, noch etwas mehr Mehl dazugeben. Die Schüssel mit einem Küchentuch bedecken, zur Seite stellen und 20 Minuten ruhen lassen.

Für die Füllung die Kartoffel schälen und in einem Topf mit heißem Wasser weich kochen. Abgießen und die Kartoffel mit einer Gabel in einem tiefen Teller zerdrücken. Den Spinat waschen und klein schneiden. Die Frühlingszwiebeln putzen und in feine Ringe schneiden. Alle Zutaten in Schälchen beiseitestellen.

Jeweils eine Golfball große Menge vom Teig nehmen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche mit einem Nudelholz (auch das unbedingt mit etwas Mehl einreiben) zu einem kleinen Fladen (ca. 15 cm Durchmesser) ausrollen. Der Teig soll ca. 2 mm dünn sein. 

Jetzt geht es ans Füllen. Am besten verschiedene Kombinationen ausprobieren: etwas Feta mit Spinat oder Kartoffel pur mit pul biber oder auch alles zusammenmixen. Wichtig ist nur, nicht zu viel Füllung zu nehmen, denn sonst reißt der dünne Teig. Die Füllung auf die obere Hälfte des Fladens geben und dabei einen Rand von ca. 1 cm lassen. Salzen, zusammenklappen und den Rand zusammendrücken. 

Etwas Sonnenblumenöl in einer großen Pfanne erhitzen und die gözleme darin bei mittlerer Hitze je ca. 2 Minuten pro Seite anbraten, bis sie goldbraun sind. Schnell aufessen, frisch aus der Pfanne schmecken sie am allerbesten!

Danke, liebe Isabel und liebe Lisa!


Alle Fotos aus: "Yemek – Rezepte aus Istanbul" von Isabel Lezmi, Lisa Rienermann und Veronika Helvacıoğlu, Edel Books, 160 Seiten, 17,95 Euro.

PS: Und noch ein Ausstellungshinweis für alle Berliner: In der Marokkanischen Botschaft kann man ab dem 28. März die Portraits von Fotograf Thomas Rusch sehen, die an Grauem Star erkrankte Menschen zeigen. Er fotografierte 82 marokkanische Handwerker, die von der Erblindung bedroht sind. Mit dem Erwerb einer Fotografie finanzieren die Käufer die Operation der auf dem Foto abgebildeten Person. Mehr Informationen unter: www.portraid.org

EIN PAAR BÜCHER UND EINE PAUSE

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Eigentlich ist ja der Mai dafür berühmt, dass er alles neu macht – bei mir ist es schon im April so weit. Für mich beginnt ein neues Jahr, ich arbeite wieder als freie Journalistin und wir fahren für ein paar Tage weg. Ein Monat, in dem vieles auf Anfang steht, und diese Anfänge möchte ich nach einiger Hektik in den letzten Monaten nicht vorbeirauschen lassen. Deshalb lege ich – auch hier – eine Pause ein. Bevor ich weg bin, noch ein paar Bücher, mit denen ich die nächsten Wochen verbringen werde, vielleicht ist ja auch etwas für euch dabei.

* Donald Ryan: Die Sache mit dem Dezember (Diogenes). Noch kann ich über dieses Buch nichts weiter sagen, als dass mir die ersten Seiten sehr gefallen. Hier kann man reinlesen.

* Rachel Kushner: Flammenwerfer (Rowohlt). Ein Tipp meines Buchhändlers, der dieses Buch so überzeugend beschwärmt hat, dass ich gleich reingelesen und es dann mitgenommen habe. "Jeder, der dieses Buch liest, liebt es", sagte er, "und jeder aus einem anderen Grund". Hier gibt es eine Leseprobe. Und hier ein Gespräch mit Rachel Kushner aus der Sendung "Kulturzeit".

* Marina Keegan: Das Gegenteil von Einsamkeit (S. Fischer, eine Leseprobe hier). Dieses Buch habe ich fast durchgelesen und mag es wirklich. Ich mag es, weil es in den Geschichten von Marina Keegan oft ums Ganze geht, um die Frage, wie man es hinkriegt, ein glückliches Leben zu führen oder zu lieben, ohne dass es weh tut. Und ich mag es, weil Marina Keegan nicht nur verdammt gut schreibt, sondern – bei aller Reife, allem Können und aller Tiefe – auch wie eine Einundzwanzigjährige. Anne Fadiman hat das in ihrer berührenden Einleitung so gut beschrieben: "Viele meiner Studenten klingen wie Vierzigjährige. Sie sind wortgewandt, orientieren sich aber an Vorbildern, ihre Stimmen sind gedämpft vom Wunsch, ihr aktuelles Alter und ihre eigenen Erfahrungen zu überspringen, weil sie beides für trivial halten, und produzieren dann Arbeiten von erwachsener Geschliffenheit, ohne über Los zu gehen. Marina war einundzwanzig und klang wie einundzwanzig: eine gescheite Einundzwanzigjährige, die begriff, dass es wenig bessere Themen gibt, als jung, unsicher, blauäugig, frustriert und zuversichtlich zu sein. Wenn sie ihre Arbeiten an unserem Seminartisch vorlas, prusteten wir vor Lachen, dann wechselte die Stimmung in Sekundenschnelle und uns brach das Herz." So geht es mir auch beim Lesen ihrer Geschichten. Wie unglaublich traurig, dass Marina Keegan bei einem Unfall ums Leben kam.

* George Saunders: Zehnter Dezember (Luchterhand) Dieses Buch habe ich mir gekauft, nachdem ich letzte Woche zum ersten Mal den "Dear Sugar"-Podcast gehört habe, in dem die Autorin Cheryl Strayed zusammen mit dem Autor Steve Almondüber Leserbriefe spricht. Zum Thema "How Do I Survive the Critics" riefen die beiden den Schriftsteller George Saunders an und weil ich so klug fand, was er sagte, habe ich mir dieses Buch gekauft. Hier gibt´s eine Leseprobe, hier kann man den "Dear Sugar"-Podcast hören, zum Beispiel "The Family We Carry" oder "The Deal Killer" und hier gibt es die Dear-Sugar-Kolumnen auf The Rumpus.

* Melissa Hemsley & Jasmine Hemsley: Natürlich gut essen (Edel). Noch ein bisschen gesünder und bewusster essen – ein Plan für dieses Frühjahr. Marlene findet diese Rezepte super, jetzt bin ich gespannt, wie sie mir gefallen. Hier ist die Website der Hemsley-Schwestern.

* Nicole Stich: Reisehunger (GU) Wie ich mich über dieses Kochbuch von Food-Bloggerin Nicole Stich freue. Obwohl ich es erst ein paar Tage habe, wurde schon viel daraus gekocht – lauter Rezepte, die ich wieder kochen werde: eine göttliche Mac´n´Cheese-Variante (das perfekte Essen nach Blödsinnstagen), Pizza Bianca mit Feige und Rosmarin und die Caponata "Roscioli". Wirklich toll. Hier hat Nicole Stich über ihr neues Kochbuch geschrieben.

Der Stapel darf ruhig noch wachsen, falls ihr also gerade etwas Gutes lest und gelesen habt – ich freue mich wie immer über Tipps! Habt es schön im April.

NOCH EINMAL PARIS

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Die Fliese in der Küche wackelt immer noch. Dafür steht im Wohnzimmer jetzt ein Plattenspieler mit zwei Kisten voller LPs: Sonic Youth, Belle and Sebastian, Michael Jackson, Elvis. Im Kinderzimmer gibt es ein Stoffhaus, in dem zwei Dutzend Kuscheltiere wohnen, und wo früher das Babybett stand, ist nun ein Kinderbett – die Betten sind mit den beiden Mädchen gewachsen. Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal hier, jetzt tauschen wir mit der Familie, die wir so mochten, noch einmal unsere Wohnung: Berlin gegen Paris, Prenzlauer Berg gegen das 18. Arrondissement. Erst finden wir das richtige Stockwerk nicht, das erste links, oder?, nein, das zweite, oder doch das dritte? Es stehen keine Namen an den Türen, also geht er zurück ins Erdgeschoss und klingelt, bis wir die richtige Wohnung finden. Als wir die Tür öffnen, fühlt es sich wieder ganz vertraut an, ein schönes Gefühl, das in den nächsten Tagen noch wachsen wird. Unser Lieblingsbäcker gleich gegenüber, wenn man zum richtigen Zeitpunkt kommt, ist das Baguette noch warm. Das kleine Karussell vor der Metro-Station, nach der Hälfte der Fahrt lässt der Besitzer eine Stoffmaus an einer Leine über die Pferde und Kutschen fliegen, bis ein Kind es schafft, sich ihren Mäuseschwanz zu schnappen – dann darf es die nächste Runde kostenlos fahren. Am dritten Tag schafft Fanny es endlich und kann vor Freude kaum sitzen bleibenDer Spielplatz mit dem Brunnen, unten spielen die Kleinen, geht man die Treppe hinauf, gibt es noch einen zweiten Spielplatz für die Großen. Setzt man sich auf die Bank neben der Sandkiste, kann man die Spitze von Sacré-Cœur sehen. Der Supermarkt die Straße hinunter, nach ein paar Tagen hat jeder von uns seine Lieblinge: Orangina für ihn, Carambar für sie (die hab ich schon als Kind gemocht und es stehen noch immer Sprüche im Papier), für mich: Crême fraîche, Himmel, diese Crême fraîche, würde man eine Badewanne mit ihr füllen, man würde in ihr nicht untergehen. Geht man den Berg hoch, immer Sacré-Cœur entgegen, ist da plötzlich eine Allee, mitten in der Stadt. Wie hat Fanny das gesagt? „Paris ist so schön, dass es im Bauch kribbelt.”

UND WIE MACHST DU DAS, BERIT?

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Name: Berit Walch
Alter: 36 
Mutter von: Nik und Jona 
Stadt: Ein kleines Örtchen bei München

Wie war es für dich, als du erfahren hast, dass du Zwillinge bekommst?
Ich kann mich an jede Sekunde dieser Situation erinnern. Ich sitze auf dem Behandlungsstuhl meiner Frauenärztin, die mit einem Ultraschallstab herumwurschtelt und betrachte den schwarz-weißen Bildschirm, auf dem ich eigentlich nie so richtig etwas erkenne, außer psychodelisch wabernde Flecken. Ich halte es für ein medizinisches Wunder, dass es einem menschlichen oder vielmehr ärztlichem Auge gelingt, auf diesen Dingern Nieren, Blasen und Magenwände auszumachen. Aber dann erkenne ich doch etwas. Zwei weiße Punkte. Moment mal. Hab ich Halluzinationen? Wieso zwei? Meine Frauenärztin, eine ältere, ebenso herzliche wie kurzsichtige Frau, die nicht wirklich die Souveränste im Umgang mit ihrem Ultraschallgerät ist, nestelt an ihren Instrumenten herum. Während ich immer noch Kopfrechenarbeit leiste, drückt sie permanent auf einen kleinen Knopf, von dem ich nicht die leiseste Ahnung habe, wofür er gut sein soll. Ich starre wie paralysiert auf den Bildschirm und frage: „Äh… Entschuldigung? Sind das da ZWEI Embryos???“ Sie runzelte die Stirn, rückt sich (eine gefühlte Ewigkeit) die Brille zurecht, heftet sich mit ihrer Nase vor den Bildschirm und nimmt mir die Sicht auf die zwei, nein halt, meine zwei Punkte. Am liebsten würde ich sie zur Seite schubsen. Dann höre ich einen Satz, der nach mehr als drei Jahren noch immer in meinen Ohren nachhallt: „Ach tatsächlich, das sind wirklich ZWEI!“ 

In diesem Moment prasseln Bilder aus der Zukunft über mich herein, als wäre die Glaskugel eines Wahrsagers zersprungen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich selbst Zwilling bin. Ich sehe mich mit zwei Babys auf dem Arm, sehe zwei Schultüten, vier kleine Schuhe auf dem Flur, zwei Geburtstagstorten auf dem Tisch. Ich werde von Wärme und Kälte zeitgleich durchflutet und lache und weine. Ich lache, weil ich als Zwilling weiß, dass es nichts Großartigeres auf der Welt gibt als eine Zwillingsschwester. Und ich weine, weil ich in diesem Moment das erste Mal in meinem Leben begreife, wie schwer es für meine Mama gewesen sein muss, uns beide groß zu ziehen. Eine Stunde und 100 weise Ratschläge meiner Ärztin später, taumele ich aus der Praxis, beseelt von dem Gefühl, ein unglaubliches Geheimnis in mir zu tragen, das nur ich und meine Frauenärztin kennen. Ich rufe meinen Mann an, um es mit ihm zu teilen. Das Glück strömt durch mich hindurch und Tränen über mein Gesicht, als ich sage: „Du wirst Doppel-Papa! Es sind Zwillinge!“

Wie kompliziert oder unkompliziert ist es, einen Kita-Platz für Zwillinge zu finden?
Meine Erfahrung: Für Großstadt-Mamis ist ein Kita-Platz mit Zwillingen ungefähr so realistisch, wie die Aussicht auf einen Morgen, an dem die beiden frisch geföhnt und selbstständig angezogen mit einem Frühstückstablett vor dem Bett stehen und fragen: „Mama, magst Du jetzt Croissant und Kaffee, oder nach dem Schaumbad, das wir gerade für dich eingelassen haben?“

Als wir damals noch in München wohnten, und ich gerade dabei war, meinen KITA-Triathlon oder besser den KITA-Iron-Man (ich klapperte mehr als 20 ab) zu bewältigen, hörte ich bei fast jeder Einrichtung folgenden Satz: „Zwillinge?! Da nehmen sie ja gleich zwei Plätze weg(!)“. Soviel dazu. Schlussendlich steckten mein Mann und ich unsere Kinder (und nahezu unser gesamtes Gehalt) in eine der teuersten KITAS Münchens, die – Überraschung – noch zwei Plätzchen auf ihren Yoga-Matten frei hatte. Als dann eines Tages unsere eineinhalbjährigen Kinder zur Oma statt „Gute Nacht“ „Good Night“ sagten, weil sie das in ihrem Englisch-Kurs in der KITA gelernt hatten, war das Maß voll. Wir flüchteten aufs Land. Unsere jetzige KITA, bei der wir sofort zwei Plätze bekamen, ist zwei Gehminuten von unserem Haus entfernt, kostet ein Viertel von dem, was wir vorher bezahlt hatten, und hat einen Garten, der so riesig ist, dass man Geo-Caching darin veranstalten kann. Ja, auf dem „Dorf“ ist die Welt einfach noch in Ordnung.

Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
Folgende Worte einer Freundin haben mir das Leben gerettet: 
„Berit, wenn du in Teilzeit wieder anfängst – nimm dir den Freitag frei!“ Liebe Ute, wenn du das liest: Dein Rat war das wahrscheinlich Weiseste, das jemals ein Mensch zu mir gesagt hat. DANKE! Nur so funktioniert es für mich: Ich arbeite von Montag bis Donnerstag von 09:30 bis 15:00 Uhr. Mein Tag splittet sich also in zwei Hälften: Wahnsinn am Vormittag in der Firma (mit ein bisschen Chaos davor – Stichwort: Zwillings-KITA-Logistik) und Wahnsinn am Nachmittag zu Hause (mit ein bisschen Chaos danach – Stichwort: Zwillings-Bett-Logistik). Beide Hälften liebe ich heiß und innig. Abends falle ich wie ein Stein ins Bett und anschließend ins Koma, aus dem mich gegen 1:15 ein  
„MAAAAAAAAAAAAAAAAMA“ von Nik und um 2:30 ein  
„MAAAAAAAAAAAAAAAMA“ von Jona reißt. Und am nächsten Tag? Geht der Wahnsinn in zwei Hälften wieder von vorne los. Da ist der Freitag dann schlichtweg das Licht am Ende des Wochentunnels. Mein Mann behauptet in seiner unendlichen Dreistigkeit doch tatsächlich, ich hätte an diesem Tag „frei“. Das ist so natürlich keinesfalls richtig, denn das impliziert ja, ich hätte freitags so etwas wie Urlaub. Falsch. Ich habe freitags REHA! 

Wieviel Zeit hast du für dich – jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Hier meine Freizeitgestaltung knapp zusammengefasst: 
Montag bis Donnerstag 20:30 – 22:00 Uhr: Zeit für Hobbies (wie Schreiben/ Lesen/ Weißbier trinken), manchmal auch exakt in dieser Reihenfolge. 
Die weitere Stunde (um 23:00 Uhr falle ich ins Bett) kann man streng genommen nicht mitzählen, weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits so müde bin, dass ich die Welt nur noch in Fragmenten wahrnehme (wobei dieser Zustand durchaus angenehm ist).

Einmal pro Woche 19:30 – 23:30: Mädels-Abend! 
Wir sind mittlerweile fast alle Mamis und zwingen uns mit viel Selbstdisziplin, diese Tradition aufrechtzuerhalten. 
Wenn wir unserem Schweinehund erstmal den Arschtritt verpasst haben (verzieh Dich, Töle, ich BRAUCHE ein Leben neben Windeln und Weichspüler!), in unserer Stamm-Kneipe sitzen und wie früher in einen Tratsch-Rausch verfallen, ist dieser Abend der schönste der Woche. Die Tatsache, dass das „Erwachen am Morgen“ grausam werden wird, können wir mit Enthusiasmus und viel Alkohol erfolgreich verdrängen. 

Einmal pro Woche FREI-Tags 8:00 – 15:00: Regeneration.
Ich genieße den Luxus, erst nach dem KITA-Gang zu duschen (und zwar exzessive 20 Minuten) und verbringe den Rest des Tages mit der wohl herrlichsten aller Freizeitbeschäftigungen einer Mutter: dem NICHTSTUN, dass ich nur bei ungeahnten Energieschüben mit Soft-Shoppen und einem Spaziergang kombiniere. 

Einmal pro Woche (je nach Absprache mit meinem Mann Samstag oder Sonntag) 23:00 – 09:30 verbringe ich meine Zeit mit der wohl zweitherrlichsten aller Freizeitbeschäftigungen einer Mutter: SCHLAFEN! 

Ob mir das reicht? Nein! Immer, wenn mir das bewusst wird, zähle ich die Tage, bis Nik und Jona endlich „groß“ sind, in die Schule gehen und ich wieder mehr Zeit für mich habe. Und immer wenn ich das denke, wird mir klar, dass ich JEDE SEKUNDE genießen, ja, aufsaugen muss, in der Nik und Jona „klein“ sind und mir meine Freizeit rauben. Denn letztlich sind es diese Momente, die mein Leben ausmachen: Wenn die zwei mich in den Wahnsinn treiben, weil sie ihre Schuhe verkehrt herum angezogen haben und darauf bestehen, so in die Stadt gehen zu wollen; mich mit einem „MAAAAAAAMA“ aus dem Schlaf reißen, weil ihr Kuscheltier verschollen ist oder sich Bauklötze auf den Kopf hauen, um zu überprüfen, wie das klingt. Meine Zwillinge sind die zeitraubendste, schönste Freizeitbeschäftigung, die ich mir vorstellen kann.  

Was empfindest du als besonders anstrengend?
Es sind die kleinen Momente, die das Dasein als Zwillings-Mami anstrengend machen. Zum Beispiel, wenn man seine Kinder an einer vielbefahrenen Straße aus dem Auto holen möchte. Für eine Mutter mit einem Kind ist das ein Handgriff, für eine Zwillingsmami Hochleistungs-Akrobatik. Hier eine kleine Turn-Anleitung: Man klemme das erste Kind, das man aus dem Auto gehoben hat, mit dem Kopf zwischen seine Schenkel, während man sich bereits dem Bandscheibenvorfall nahe, in das Fahrzeug beugt, um das zweite Kind abzuschnallen. Wuchte es dann neben den Zwillingsbruder (ohne den dabei versehentlich zu zerquetschen) und rufe den aufgebrachten Passanten, die gerade im Begriff sind, das Jugendamt einzuschalten zu: „Guckt nicht so doof, das gehört so!“ 

Was macht dich besonders glücklich?
Es macht mich glücklich, dass jeder Tag mit meinen Kindern wie eine Reise in meine eigene Kindheit ist. Sie erinnern mich daran, dass ein Kind immer reich ist. Wie wertvoll Tannenzapfen, Schneckenhäuser und Kronkorken sind. Sie erinnern mich daran, wie es ist, sich für kleine Dinge Zeit zu nehmen. Wenn man auf dem Weg zur KITA (die man eigentlich binnen zwei Minuten abgehetzt erreichen müsste, um noch rechtzeitig zum Frühstück zu erscheinen) ein Blümchen am Wegrand, ein Flugzeug am Himmel oder eine Kippe auf der Straße bewundert. Sie erinnern mich daran, dass es das größte aller Gefühle ist, wenn man etwas selbst geschafft hat; dass es natürlich ein Drama und keine Kleinigkeit ist, wenn eine Mama aus der KITA die kleine Pforte zum Gruppenraum aufgemacht hat, obwohl man das eigentlich selbst machen wollte. Sie erinnern mich daran, wie wichtig es ist, neugierig zu bleiben. Wie dringend man einen alten Schal inspizieren muss, der im Gebüsch hängt. 

„Mama, was ist das?“  
„Ein alter Schal.“  
„Wer hat ihn da hingeworfen?“  
„Keine Ahnung. Irgendjemand.“  
„Warum?“  
… 

Es macht mich jeden Tag glücklich, dass ich die Welt durch die Augen meiner Kinder sehe.


Auf dem amerikanischen Blog „Kveller - Life with Twins” schreibt Adina Kay-Gross: „Holy Crap! Twins?? That´s what we hear on a regular basis, usually as we walk around the neighborhood with our mammoth stroller loaded with our 4-month-old twin girls. We are a magnet for kind and curious comments from strangers. (...) The questions continue to come: „Twins?! Holy Crap. What´s that like, having two? And that´s usually followed by: „I cannot. Even. Imagine.” Hast du ähnliche oder ganz andere Erfahrungen als Zwillingsmama gemacht? 

Exakt dieselbe, nur das sich das in Bayern so anhört: 
„Ja do legst di nieda, zwoa glei? Naa, des kannt‘ i ned!“ 
(= „Ja, sowas, zwei gleich? Also ich könnte das nicht!“ )

Ich antworte dann immer, dass ich ja nicht wissen kann, wie es ist, nur ein Kind großzuziehen. So, wie ein Mensch, der ohne Beine geboren wird, auch nicht weiß, wie es ist, Füße zu haben. 

Welche Fragen werden dir andauernd gestellt – und wie beantwortest du sie? 
Es ist wirklich lustig, aber die häufigste Frage, wenn ich mit meinen beiden Kindern, die sich wie ein Ei dem anderen gleichen, durch die Straßen gondele, ist folgende: „Sind das Zwillinge???“ Ich antworte dann (wahlweise): „Nein, das ist das Kind unserer Nachbarn, das meinem verblüffender Weise zum Verwechseln ähnlich sieht.“ Oder eben schlichtweg: „Ja.“  

Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, das du vorher nicht wusstest?
Ich wusste nicht, wie schön es sich anfühlt, wenn deine Kinder bei dir auf der Brust liegen, in andächtiger Stille, weil du ihnen die Geschichte von Minimaus und dem Mond erzählst und du erst nach einer halben Stunde merkst, dass sie dir gar nicht zuhören, sondern schlafen. Ich wusste nicht, wie schön es klingt, wenn deine Kinder in schiefen Tönen und voller Inbrunst „Meine Oma fährt im Hühnerstall „Totorrad““ singen. Ich wusste nicht, wie gut die Haare deiner Kinder riechen, selbst wenn du sie zwei Wochen lang nicht gewaschen hast, weil Haarewaschen einem Nahkampf gleich kommt. Vor allem aber wusste ich nicht, was echte Angst bedeutet. Bevor ich Mutter wurde wusste ich nichts.

Gibt es wirklich eine besondere Bindung zwischen Zwillingen?
Oh ja, die gibt es. Ich weiß es spätestens seit folgendem, magischen Moment. Meine Zwillinge kamen viel zu früh, in der 29. Woche, als sogenannte „Extrem-Frühchen“ zur Welt. Jona wog 1.500 – sein Bruder 1.000 Gramm. Beide wurden nach der Geburt getrennt und in separaten Inkubatoren aufgepäppelt. Beim sogenannten „Känguruhen“, bei dem der Mutter das Kind auf die Brust gelegt wird, damit es die Wärme und den Herzschlag seiner Mama spüren kann, wechselte ich mich mit beiden ab. Vormittags känguruhte ich mit Nik, nachmittags mit seinem Bruder. Als es Jona eines Tages sehr schlecht ging, und seine Sättigungswerte immer weiter in den Keller rauschten, beschloss eine Krankenschwester, Nik dazu zu holen. Es war eine sehr aufwendige Prozedur, ihn aus dem anderen Zimmer mit all den Geräten und all den Schläuchen zu seinem Bruder auf meine Brust zu betten. Aber dann war es soweit. Nik sah Jona, mit dem er sich sieben Monate lang eine Bauch-WG geteilt hatte, nach zwei Wochen Trennung das erste Mal wieder. Erst drehte er sein Köpfchen und schien sich zu wundern. Dann umklammerte er mit seinem winzigen Arm seinen Bruder, als wolle er ihn begrüßen. Es war ein unbeschreiblicher Moment – für uns alle. In wenigen Minuten stabilisierte sich Jonas Sättigung und sein Herzschlag. Von diesem Tag an känguruhten wir nur noch zu dritt. 

Du hast in deiner Elternzeit ein Buch geschrieben. Wie kam es dazu und wie war das für dich?
Schon als kleines Mädchen liebte ich es, Geschichten zu schreiben. Ich schrieb über Kaulquappen und Baumhäuser, darüber, wie es wäre Forscherin zu sein, über Räuber, die sich im Park versteckten und Wassermänner, die in Flüssen lebten. Als ich dann als 10-Jährige einen Schreibwettbewerb gewann, der Bürgermeister mir die Hand schüttelte und ich staunend feststellte, dass sogar ein Fotograf ein Bild von mir wollte, beschloss ich, Schriftstellerin zu werden. Aber wie das mit Kindheitsträumen so ist – es sind eben Träume, und mit denen verdient man kein Geld. Ich wurde Journalistin beim Fernsehen. Immerhin, hier durfte ich schreiben. Ich schrieb mal Moderationstexte, mal Treatments. Ich schrieb Drehbücher und Konzepte. Letztlich aber schrieb ich Papier voll. Über das, was ich liebte, schrieb ich nicht. Vielleicht wäre das auch für immer so geblieben, wenn ich eben nicht Mama von zwei Frühchen geworden wäre. Diese beiden Winzlinge (die heute gar nicht mehr winzig sind, sondern 3-jährige propere Jungs) sorgten dafür, dass ich mich daran erinnerte, wer ich wirklich war, und was ich wirklich wollte. Als ich mit ihnen Stunden, Tage und Wochen in einem Klinikzimmer auf einem Klappstuhl verbrachte, stand meine Welt still. Als hätte jemand auf eine Bremse getreten. Das Leben, durch das ich bis dahin gehetzt war wie eine Getriebene, spielte sich in Slow-Motion ab. Es gab nur mich, den Stuhl, meine beiden Kinder auf meiner Brust – und meine Geschichten. Mal dachte ich sie leise, mal erzählte ich sie den Zwillingen in ihr Ohr. Sie waren unsere Begleiter in einer kleinen, surrealen Welt, einem Klinikraum der Neointensiv München. Als ich meine Zwillinge dann endlich – nach fast 3 Monaten Klinik – über die Türschwelle in unser Zuhause trug, war es, als hätte man mich aus einem Käfig entlassen. Ich war nicht mehr Stunden um Stunden an einen Stuhl gefesselt. Ich durfte meine Kinder aus ihrem Bettchen heben, ohne vorher eine Schwester zu fragen. Ich konnte sie auf dem Arm herumtragen, ohne sie vorher von Kabeln und Schläuchen zu befreien. Ich war frei. Meine Kinder waren frei. Und weil sie das Känguruhen nicht mehr brauchten, sondern in ihren Bettchen schliefen, hatte ich plötzlich unendlich viel Zeit. Und so begann ich nach Jahren wieder eine Geschichte zu schreiben. Eine lustige (schließlich hatte ich die Wochen zuvor genug Tränen vergossen). Ich schrieb über eine junge Frau, die in München lebt, und taufte sie Milla. Ich schrieb über Milla, die von ihrer großen Liebe Tim verlassen wird, und dadurch in ein riesiges Chaos schlittert. Ich schrieb „30 Tage nach Tim“, einen Roman, der am 8. April bei forever by Ullstein veröffentlicht wurde. Und wenn ich das Cover des Buches heute betrachte, dann weiß ich, dass das Schrecklichste, das dir im Leben passieren kann, manchmal das Beste in dir hervorbringt. 

Falls ihr diesen Fragebogen so gerne gelesen habt wie ich: Hier gibt es eine Leseprobe von „30 Tage nach Tim“ (Ullstein/ Forever). Alle anderen Mutterfragebögen sind hier nachzulesen.
Herzlichen Dank, liebe Berit.

EIN PAAR DINGE, DIE ICH IN PARIS BESONDERS MOCHTE

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* Den Jardin du Luxembourg. Neben dem Teich gibt es einen Stand, der kleine Segelboote verleiht. Stupst man sie mit einem Stock an, treibt der Wind sie im wildem Zickzack über den See, man schafft es kaum, am Ufer hinterher zu rennen. Auf dem altmodischen Karussell bekommen die Kinder kleine Stöckchen in die Hand, falls sie Lust haben, mit ihnen die Ringe zu fangen, die der Besitzer für sie in die Höhe hält. Neben dem Ausgang sitzen die Schachspieler. Um einen Tisch herum stehen viele Menschen, die beiden Spieler müssen sehr gut sein.

* Die Pains au chocolat von der Bäckerei Maison Landemaine. Buttrig, luftig, nicht so süß, was an der Bitterschokolade liegt, die unbeeindruckt unter all der Luftigkeit liegt wie eine Katze in der Sonne.

* Der Lebensmittelladen G. Detou. Erstaunlich klein für die schier unglaubliche Menge an Dingen, die man hier entdecken kann: Tee, Senf, Schokolade, Nüsse, Vanilleschoten. Am Ende bezahle ich bei der streng blickenden Dame an der Kasse eine Tüte Honigbonbons. Die sind genauso gut wie das Mittagessen danach. Über die Rue Montorgueil gehen wir zu Frenchie To Go. Auf der kleinen Karte stehen Burrata mit Pesto und Champignons, Reuben Sandwiches oder Fish & Chips – Namen, die unzureichend nüchtern sagen, was da Tolles auf den Teller kommt.

* Die Maiglöckchen-Sträuße, die am 1. Mai an jeder Ecke verkauft werden.

* Der Parc Marcel-Bleustein-Blanchet– schon beim letzten Mal einer meiner Lieblingsorte. Im kleinen Park auf der Rückseite von Sacré-Cœur sitzen Verliebte, Freunde, Familien, irgendjemand spielt Gitarre, No Woman No Cry, ich summe auch mit. Am Ende der Wiese gibt es einen kleinen Spielplatz mit einer Schräge, auf der Fanny immer und immer wieder hinunter rutscht.

* Das Stöbern nach französischer Kosmetik. Bei Buly zum Beispiel, einem Kosmetikladen, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Oder bei Oh My Cream (einem Tipp von Hanna). Bei Diptyque schnuppere ich mich durch alle Parfüms, weiß aber schon nach einer Sekunde, dass es ein ganz bestimmter und kein anderer Duft sein soll: das Eau Plurielle. (Merkwürdig, dass man sich in etwas vergucken, aber nicht verriechen kann, denn das würde es gut beschreiben: Liebe auf den ersten Atemzug.) In der berühmten Apotheke mit den besonders guten Preisen ist es so voll, dass ich gleich wieder gehe und mich lieber noch auf den Weg zu Bon Marché mache.

* Denn dort gibt es auch die Grande Epicerie. Umgebaut, seit wir das letzte Mal in Paris waren, und jetzt: schlicht sprachlos, glücklich, kicherig machend. Dürfte ich mich irgendwo eine Nacht einschließen lassen, dann bitte in diesem Supermarkt.

* Unser Picknick an der Seine, ihr Picknick. Nach unserem ersten Picknick will sie unbedingt noch ein zweites vorbereiten, aber ganz alleine. Wir dürfen nicht zusehen und auch nicht in die Tasche gucken, nicht mal ein bisschen, erst als wir uns auf eine Bank an der Spitze der Île Saint-Louis gesetzt haben, packt sie alles aus: ein halbes Baguette, Ziegenkäse, Honigbonbons, eine Orangensafttüte und ihren kleinen Bagger. Der will auf dem Spielplatz später noch schaufeln gehen.

* Der Vergnügungspark Jardin d´Acclimation. Wobei Vergnügungspark viel lauter klingt, als dieser Park es tatsächlich ist. Die Attraktionen sind herrlich altmodisch: kleine Boote, die auf einer Wasserbahn dahingleiten, bunte Enten, die man angeln kann, eine kleine Eisenbahn, die durch den Park fährt, dazwischen sehr viel Grün, daneben die Fondation Louis Vuitton.

* Durch das Marais zu bummeln. Die Mode im Kinderladen Bonton ist arg teuer, die Kleinigkeiten, die man im Erd- und Untergeschoss findet, sind dafür sehr bezahlbar. Und so hübsch: Tierradiergummis, bunte Armbänder, Geburtstagsblumenkronen – und neben der Kasse steht ein Passfotoautomat samt Verkleidungszubehör. Und Merci, der (völlig zurecht) beschwärmte Concept Store, ich mag ihn so. Auch toll: Soeur,Frenchtrotters,Swildens, der wunderschöne Marché des Enfants Rouges, das Café Charlot und Popelini – eine Patisserie, die ausschließlich kleine, gefüllte Windbeutel verkauft.

* Die Mur des je t´aime, eine Mauer neben der Station Abbesses, auf der in 250 Sprachen „Ich liebe dich” geschrieben steht.

* Das perfekte Sommerkleid zu finden, als ich gar nicht danach gesucht habe.

Mit nach Hause gebracht:
Einen kleinen U-Bahn-Faltplan, den Fanny in der Metro von einem Mann geschenkt bekam, als er sah, wie toll sie ihn fand. Handcreme von Caudalie.Ein neues Glücks-Armband von Merci. Orangen-Einwickelpapier. Tierradiergummis von Bonton. Und zwei Buttons. Reisefotos (am letzten Abend habe ich mir ein paar Lieblingshandyfotos als Polaroids bestellt). Visitenkarten von vier Lieblingsläden: dem französischen Restaurant Cassenoix,Frenchie to Go,Oh my Cream und Frenchtrotters. Ein Ticket fürs Lieblingskarussell (als Versprechen wiederzukommen). Eine Paris-Schneekugel für die Schneekugelsammlung. Das Eau Plurielle von Diptyque. Paris-Streichhölzer von Merci. Und ein Sommerkleid von & Other Stories.

DER MAI 2015 (UND WAS IHN SCHÖN GEMACHT HAT)

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Was diesen Mai schön gemacht hat:

* Pfingstrosen. Meine Lieblingsblumen.
* Ein Ausflug zu unserem Lieblingseisladen Hokey Pokey.
* Mal wieder in Ruhe zu lesen: „Eleanor & Park”. Wie sehr ich das Buch von Rainbow Rowell mochte. So gut, so rührend, so lebensweise. Jetzt beginne ich mit „Die Lebenden reparieren” von Maylis de Kerangal, das ihm so nachgegangen ist wie lange kein Buch.
* Feierabendblumen. Nach einem besonders langen Tag. Immer von hier.
* Mit Fanny Rhabarberkuchen zu backen (wie jedes Jahr nach dem Rezept von meiner großen Schwester).
* Pusteblumen.
* Konzertkarten zu kaufen. Wie lange war ich nicht im Konzert? Ich weiß es schon gar nicht mehr. Jetzt aber. Chilly Gonzales & das Kaiser Quartett.
* Dass sie plötzlich Fahrradfahren kann, einfach so. „Mama, lass los”. Und ich hab losgelassen, viel aufgeregter als sie.
* Diese malenden Zwillinge.
* Die Serie "Mr. Selfridge", die von Harry Gordon Selfridge und seinem Londoner Kaufhaus erzählt. Hier ist ein Trailer. (Und hier eine Doku über Selfridges). 
* Die asiatischen Burger von Bun Bao. Mit Süßkartoffel-Pommes.
* Dieser Make-up-Tipp: Einen Tropfen Öl ins flüssige Make-up geben. Funktioniert tatsächlich.
* Schon viele Jahre alt, aber jetzt erst entdeckt und bewundert: „One in 8 Million – New York Characters in Sound and Images.”
* Herumzudenken.
* Diese Flower Ladies.
* Und wie großartig ist bitte dieses Video?
* Das Gefühl, mal wieder Atem zu haben.

Was macht euch denn gerade gute Laune?

EINE LIEBESLISTE MIT LUISA SILLER VON ONEFINEDAY

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Heute beginnt hier eine neue Reihe mit Liebeslisten. Also: mit Dingen, die Frauen toll finden, die ich toll finde. Den Anfang macht meine Brieffreundin Luisa Siller aus Wien, weil sie eben genau das ist: eine tolle Frau. Außerdem: Mama von zwei Kindern, Journalistin und Betreiberin des Onlineshops Onefineday, in dem es Mode aus Bio-Baumwolle für Kinder bis sechs gibt. Zum Beispiel den Strampler mit Wimpern (1), den Chocolate-Sweater (2), das Sternchen-Shirt mit Anker (3), die Baby-Leggins mit roten Diamaten (4) oder die Leggins mit Federprint (5). Hier sind ein paar Dinge, Menschen und Orte, die Luisa liebt...

1) Ein Buch, das dir viel bedeutet?
„Die Tante Jolesch” von Friedrich Torberg.

2) Ein Film, der lange bei dir geblieben ist?
„The Way We Were” mit Barbra Streisand und Robert Redford. Mit 17 das erste Mal in New York gesehen. Sprachlich noch vieles nicht verstanden, von der Beziehung der beiden auch, trotzdem geweint wie ein Schlosshund. Seitdem begleiten mich Katie und Hubbell und ihre unmögliche Liebesgeschichte durchs Leben und meine Beziehungen. An einem verregneten Nachmittag in Pisa habe ich mir dann endlich die DVD gekauft.

3) Ein Song, der dir unendlich gute Laune macht?
„Shake it Off” von Taylor Swift. Ich nehme mir Dinge oft sehr zu Herzen. Das Lied erinnert mich, Sachen abzuschütteln. Und meine Tochter Polly tanzt unheimlich gerne dazu. Gute Laune hoch 10.

4) Was in deinem Kleiderschrank ziehst du immer wieder an?
Meine neue Jeans von KOI. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Jeans ohne Tränen gekauft zu haben. Seit Emma ist alles anders. Ein Glücksgriff bei Sukha in Amsterdam, angezogen und seither kaum mehr abgelegt.

5) Und was würdest du niemals wegwerfen, obwohl du es schon lange nicht mehr anziehst?
Das Hemdblusen-Kleid, das ich bei meinem ersten Date mit meinem Mann Michi anhatte und dabei von oben bis unten mit Schokoladeneis angepatzt habe.

6) Wonach duftest du gerne?
Seit der Schwangerschaft mit Emil eigentlich nach gar nichts mehr. Meine Nase ist dadurch so empfindlich geworden, dass ich Düfte an mir selbst als viel zu stark empfinde. Ich rieche aber gerne Sachen, ich liebe zum Beispiel den Geruch von Flieder und Hyazinthen oder meinem Shampoo von Less is More. An anderen mag ich vor allem Düfte aus kleinen Manufakturen, die nicht so alltäglich sind. In das Parfüm „Portrait of a Lady” von Frederic Malle würde ich am liebsten jedes Mal eintauchen, wenn es mir begegnet. Ein Duft, der mich trotz aller Vertrautheit immer wieder überrascht.

7) Ein Lippenstift?
Ruby Woo von MAC. The one and only.

8) Ein Ort, der zu Hause ist?
New York, Amsterdam, Barcelona. Drei Städte, in denen ich gelebt habe. Drei Städte, die mir geholfen haben zu mir und zu meiner Heimat Wien zu finden. Drei Städte, die immer Zuhause bleiben werden.

9) Und an welchen willst du unbedingt noch reisen?
Nach Buenos Aires. Und reitend die Anden überqueren.

10) Was gehört zu einem guten Abend?
Lachen und lange Gespräche. Mein Lieblings-Cocktail Pimm's, der sich schneller trinkt als ich vernünftig sein kann. Durch die Nacht nach Hause radeln und wissen, dass ich am nächsten Morgen ausschlafen kann.



11) Und zu einem guten Morgen?
Eine halbe Stunde vor den anderen wach sein, den Tag in Ruhe beginnen lassen. Und ein starker Kaffee.

12) Ein Gefühl, das du magst?
Aufbruchsstimmung. Egal, ob es um einen neuen Lebensabschnitt, ein Projekt oder eine Reise geht. Dieses elektrisierende Kribbeln ist immer wieder toll.

13) Welcher Gegenstand war dir mit sechs wichtig? Mit 16? Und heute?
Mit 6: ich hatte eine kleine Holzkiste, braun, mit einem kaputten Schloss. Drinnen klebte ein vergilbtes Foto von einem Berg, den mein Großvater mal bestiegen hat. In die hab ich alles gepackt, was mir wichtig war, meine Schätze. Und mit dieser hölzernen Schatzkiste bin ich dann verreist. Sogar transatlantisch. Meine Mutter war ziemlich verzweifelt und zieht mich heute noch damit auf. Ich versuche mich in die 6-jährige Luisa hineinzufühlen, wenn mich die Sammelwut von Emil wieder mal an meine Grenzen bringt.

Mit 16: definitiv das Festnetztelefon! Kaum war ich aus der Schule zu Hause, habe ich meine Freundinnen angerufen, von denen ich mich am Heimweg gerade erst getrennt hatte und der – gemeinsam verbrachte – Schultag wurde eingehend analysiert.

Heute: Mein Kalender. Immer: Moleskine. A5-Format, eine Woche pro Doppelseite. Wenn das Jahr vorbei und der Kalender voll ist, wandert er ins Regal zu seinen Vorgängern. Ich mag es, wie scheinbar gleichberechtigt die großen Dinge im Leben neben den alltäglichen Kleinigkeiten Platz finden. Hochzeitstage und Einkaufslisten. Trennungen und Telefonnummern. Geburtstage und Kinder, die nie geboren wurden. Oft stelle ich mir vor, wie ich als 70-Jährige vor meinem persönlichen Archiv sitze. Und lasse anhand all der Alltagsnotizen die Erinnerung an die kostbaren Jahre, die da gerade im Eilzugstempo an mir vorüberdüsen, wieder auferstehen.

14) Welchen Wunsch wirst du dir nie abgewöhnen?
Nochmal in einem fremden Land zu wohnen.

15) Worauf fühlt sich deine Hand am wohlsten?
Weichem Leder und festem Papier.

16) Schönste Sünde?
Magazine. Kaufen, lesen, aufheben. Stapelweise.

17) Eine gute Entdeckung der letzten Zeit?
Das göttliche Tan Tan Don von Mochi. Dort ist es immer so voll, dass man Wochen vorher reservieren muss, um einen Tisch zu bekommen. Seit einigen Monaten gibt es endlich eine Lösung – nämlich ein Take-Away namens o.m.k. Da hole ich mir an schlechten Tagen, aber auch guten und mittelguten – ach, eigentlich immer, wenn es gerade am Weg liegt – eine Portion Tan Tan Don. Soul Food hat noch nie besser geschmeckt.

18) Beste Lehre, die dir zuteil wurde?
„The Sunscreen Song” von Baz Luhrmann, der auf einer Kolumne von Mary Schmich basiert. Das erste Mal habe ich ihn als Teenager im Auto einer Freundin gehört. Ich fand Erwachsenwerden nicht immer leicht. Das Lied hat mir ein paar Maximen mitgegeben, an die ich mich bis heute halte.

19) Ein schöner Mensch, den du nicht persönlich kennst? 
Von innen und von außen: Grace Coddington. Weil sie sich trotz Jahrzehnten in der hektischen, hysterischen Modewelt ihre Ruhe und ihr Bauchgefühl, aber auch ihre Neugier bewahrt hat. Weil sie über den Dingen steht und trotzdem mittendrin ist. Weil sie ihre Augen immer offen hat und leidenschaftlich träumt.

20) Große Liebe? Klitzekleine, aber unverzichtbare Liebe?
Die große: Der Mann, die Kinder, die Familie. Und meine aber-hallo-knallo-tollen Freundinnen.
Die kleine: kalter Kaffee. Mit kalter Milch.



EIN KOCHBUCH, EIN REZEPT: CAPONATA ROSCIOLI AUS „REISEHUNGER” VON NICOLE STICH

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Darf ich trotzdem vom Sommer schwärmen? Es gibt nämlich so viele Dinge, die ich am Sommer mag – auch bei Wolkenhimmel und an Pullovertagen. Den Geruch von frisch gemähtem Gras. Nackte Füße. Kirschohrringe. Vogelgetschilpe. Mango- und Spaghetti-Eis. Offene Fenster und flatternde Gardinen. Abends aus dem Fenster zu gucken, und es ist immer noch hell. Panamahüte. Am meisten aber mag ich die Langsamkeit. Der Sommer nimmt sich Zeit. Es ist zu warm, um sich zu beeilen, und viel zu schön, um nicht für ein Weilchen auf einer Wiese zu sitzen. Oder auf dem Balkon. Oder draußen in einem Restaurant (nicht heute vielleicht, aber an so vielen anderen Sommertagen). Auch das Essen muss sich im Sommer nicht groß anstrengen: eine Schale Erdbeeren mit einer Prise Vanillezucker. Tomaten mit Mozzarella. Gegrillte Pfirsiche mit ein wenig Honig. Und natürlich: Caponata, eines meiner liebsten Sommeressen. Weil ich dieses sizilianische Gemüsegericht mit einem unheimlich schönen Abend in einem italienischen Restaurant verbinde. Der war so schön, dass ich seither immer mal wieder versucht habe, es nachzukochen. Das Ergebnis war sogar ziemlich anständig, allerdings immer sehr aufwendig. Und wie das mit dem Sommer so ist: Ich war zu faul, nach unkomplizierteren Rezepten zu suchen oder mir eine eigene Caponata auszudenken. Bis ich vor ein paar Wochen in einem Kochbuch namens „Reisehunger” die Caponata Roscioli von Nicole Stich entdeckt habe. Die ist so unkompliziert zu machen, dass meine Sommerfaulheit nichts gegen sie einzuwenden hat. Und sie schmeckt so gut, so herrlich sommerlich mit all dem Gemüse, den Pinienkernen, den Rosinen und dem kühlen Käse, dass es bei uns jetzt oft Caponata gibt (auch weil sie sich super vorbereiten lässt, wenn Besuch kommt – morgens oder einen Tag vorher kochen, im Kühlschrank ziehen lassen, abends bloß noch aufwärmen und nachwürzen).

Die anderen Rezepte, die ich aus diesem Kochbuch probiert habe, verdienen es übrigens auch, beschwärmt zu werden: Mac´n´Cheese, der Flammkuchen mit Ziegenkäse und Birne, das bunte Ofengemüse mit Tsatsiki und die Pizza Bianca mit Feige und Rosmarin (die auch super zur Caponata passt). Was für ein tolles Kochbuch.

Hier ist das Rezept von Nicole Stich und hier hat sie ihr viertes Kochbuch auf ihrem Blog Delicious Daysvorgestellt.


CAPONATA ROSCIOLI 
von Nicole Stich
Zubereitungszeit: ca. 40 Minuten

Zutaten für 4 Personen als Vorspeise (oder 3 Personen als Hauptgang):
* 50-75ml Olivenöl
* 300g gelbe oder rote Kirschtomaten
* 500g Aubergine
* 1 rote oder gelbe Paprikaschote (ich nehme immer eine rote und eine gelbe)
* 2 Stangen Staudensellerie
* 1 große rote Zwiebel
* 2 Knoblauchzehen
* 40g schwarze Oliven (ohne Stein)
* 4 Anchovisfilets (in Öl)
* 60g Sultaninen
* 40g Pinienkerne
* 3-4 EL guter Aceto balsamico
* 2 TL Zucker
* Meersalz
* frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
* 3-4 Stängel Basilikum
* 250g Burrata (italienischer Frischkäse, Büffelmozzarella geht auch)

Den Backofen auf 200°C Ober/ Unterhitze vorheizen. Die Kirschtomaten waschen, halbieren und mit den Schnittflächen nach oben in eine mit Olivenöl bepinselte Auflaufform legen. Im Ofen rösten, bis sie zu schrumpeln beginnen. Nicole Stich lässt sie 15-20 Minuten im Ofen, ich fast doppelt so lange. Aus dem Ofen nehmen und zur Seite stellen.


Während die Tomaten im Ofen sind, das restliche Gemüse waschen und putzen. Die Auberginen in etwa 2cm große Würfel schneiden, die Paprika in 1cm große Würfel, die Selleriestangen längs halbieren und in dünne Scheiben schneiden. Die Zwiebel schälen und in dünne Spalten schneiden. Den Knoblauch schälen und fein hacken. Die Oliven in dünne Ringe schneiden. Die Anchovisfilets fein hacken.

Eine große Pfanne mit hohem Rand erhitzen. Die Auberginenwürfel dazu geben und sofort mit 3-4 EL Olivenöl beträufeln, gut durchmengen und bei starker Hitze für etwa 5 Minuten scharf anbraten bis sie Farbe annehmen. Die Paprika, den Sellerie und die Zwiebel dazu geben und weitere 5 Minuten bei mittlerer Hitze braten. Dann den Knoblauch, die Oliven, die Anchovis, Sultaninen und Pinienkerne untermischen und noch einmal für 5 Minuten bei geringer Hitze schmoren lassen. Hin und wieder umrühren.

Das Gemüse mit 2-3 EL Wasser und dem Aceto balsamico ablöschen. Die Ofentomaten vorsichtig unterrühren. Mit Zucker, Salz und Pfeffer abschmecken. Den Basilikum abzupfen, grob hacken und unterrühren. Warm oder kalt mit der Burrata (oder dem Büffelmozzarella) und ein bisschen Brot anrichten.

Nicole Stich: „Reisehunger”, 240 Seiten, Gräfe und Unzer, 24,99 Euro.


ZWEI FÜR DIESES WOCHENENDE: DIE BEEINDRUCKENDEN DOKUMENTATIONEN „DIOR UND ICH” UND „CHEF´S TABLE”

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Und dann sitzt er auf dem Balkon des Hauses, in dem gleich seine erste Show für Dior stattfinden wird, und sein Kinn beginnt zu zittern, „now it´s coming”. Unten fahren die Stars in großen Autos vor, oben sitzt Raf Simons und weint. Vor Anspannung, vor Nervosität, vor Angst, vor Freude, es ist schwer zu sagen, aber gut zu verstehen, wenn man weiß, dass er in den letzten zwei Monaten seine erste Haute-Couture-Kollektion für Dior entworfen hat. Hinter ihm und seinem Team liegen acht Wochen harter Arbeit, Schlaflosigkeit, Aufregung, Ernüchterung, Freude. „Dior und ich” von Regisseur Frédéric Tcheng erzählt von diesen Wochen. Erzählt davon, wie Raf Simons sich in ein Gemälde von Sterling Ruby verliebt und es zu Stoff machen will, obwohl die Stoffhersteller das schlicht für unmöglich halten. Erzählt davon, wie Simons einen weißen Blazer nun doch lieber in Schwarz sehen möchte (und was sein hinreißender Studio-Leiter Pieter Mulier tut, um ihm diesen Wunsch zu erfüllen). Erzählt, wie Raf Simons versucht, seiner Vorstellung von Modernität zu folgen, ohne die Tradition dieses großen Modehauses zu verraten. Der Film zeigt aber nicht nur Raf Simons, sondern auch sein Team: Seine rechte Hand Pieter Mulier, die Leiterinnen des Ateliers und die Schneiderinnen, die dort teilweise schon seit mehr als 40 Jahren arbeiten. „Dior und ich” zeigt, wie viel Liebe und Arbeit, Nerven und Handwerk, Wissen und Präzision in einem einzigen Haute-Couture-Kleid stecken (und wie schwer es den Schneiderinnen am Ende fällt, die Kleider, an denen sie Wochen gearbeitet haben, dann – über den Runway – gehen zu lassen). Vor allem aber zeigt er, was möglich werden kann, wenn man seinen eigenen Ideen und Instinkten vertraut und folgt. „I have an idea, but it´s very extreme”, sagt Raf Simons nachdem er sich das Haus in Paris angesehen hat, in dem seine erste Show stattfinden soll. Er möchte die Räume mit Blumen dekorieren, von oben bis unten, die ganzen Wände, alle Räume, und jeden mit einer anderen Blume. Am Ende verwandelt sich dieses Pariser Haus tatsächlich in ein einziges Blütenmeer. Und ich hab mir eine Träne weggewischt. Vielleicht waren es auch zwei.

„Dior und ich” von Frédéric Tcheng, mit Raf Simons, Pieter Mulier, Anna Wintour, Marion Cotillard und Jennifer Lawrence, ab heute im Kino. Hier ist die Website zum Film, hier ein Interview mit dem Regisseur und hier eine Geschichte über Pieter Mulier.



Und dann diese Food-Doku-Serie auf Netflix: „Chef´s Table”. Ich weiß nicht, wann mich eine Fernsehserie zuletzt so umgehauen hat. Mich so hat staunen lassen. Das Prinzip dieser Serie ist einfach: In jeder Folge wird ein berühmter Koch vorgestellt. Der italienische Koch Massimo Bottura etwa, der 1995 ein Restaurant in Modena eröffnete und beschloss, sich eine moderne italienische Küche auszudenken, die zwar auf der klassischen Kochkunst Modenas basiert, sie aber radikal modernisiert – eine Idee, die seine Gäste zunächst empörte. „Können sie sich vorstellen, was die Einheimischen über uns dachten?” fragt Bottura und erzählt, wie er ihnen Tortellini nicht in großen Schüsseln servierte, sondern auf einem Teller, nur sechs Stück, in einer Linie, die in die Brühe hineinwandert. „Sie wünschten uns die Pest an den Hals. Du darfst Großmutters Rezept nicht beschmutzen”. Heute gehört die Osteria Francescana zu den besten Restaurants der Welt und hat drei Michelin-Sterne, aber „Chef´s Table” erzählt gar nicht so sehr von diesem Erfolg, sondern von Botturas Weg dorthin, von seinem Nicht-Aufgeben gegen alle Widerstände, seinem Trotz, auch seiner Wut und Enttäuschung. Oder Magnus Nilsson, der im schwedischen Järpen weit entfernt von jeder Großstadt ein Restaurant führt, in dem er mit regionalen Produkten eine moderne, nordische Küche kocht – was schon deshalb eine riesige Herausforderung ist, weil es von Oktober bis April gar keine frischen Produkte in der Region gibt und Nilsson die Jahreszeiten überlisten muss, indem er die regionalen Zutaten konserviert. Auch diese Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte – die Menschen reisen von überall her an, um einen der zwölf Plätze im Fäviken zu ergattern – erzählt wird aber der Weg dorthin. Wie Nilsson das Kochen aus Frustration schon ganz aufgegeben hatte. Wie er durch den Norden reiste, um alte Gerichte und ihre Zubereitungsweisen zu lernen. Und wie er nun endlich das Gefühl hat, irgendwo angekommen zu sein, in seiner Heimat, der er früher so unbedingt entfliehen wollte.

Habt ihr in letzter Zeit auch Entdeckungen gemacht? Oder schon „Chef´s Table” gesehen?

Chef´s Table von Clay Jeter, Brian McGinn, Andrew Fried und David Gelb mit Dan Barber, Massimo Bottura, Francis Mallmann, Niki Nakayama, Magnus Nilsson und Ben Shewry, auf Netflix anzusehen.
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